Vili —
daß bit durch Ritter begründete AuffaffungS- und Darstellungsweise der Erdober¬
fläche, seine überall auf die Massen, auf Zusammenhang, auf Allgemeines und Ge¬
setzliches hindeutende Methode, feine Hervorhebung der mannichfaltigsten Bezüge, der
zufälligen, wie der in der Natur begründeten, sowohl zwischen den todten räumlichen
Gegenständen untereinander, als zwischen diesen und dem Reiche des Lebendigen, —
kurz seine geistvolle Verknüpfung und Belebung des bisher nur dürftig aneinander¬
gereihten todten geographischen Lehrstoffes sich allmählig gegen Gewohnheit und ei¬
gensinnige Vorurtheile geltend machen und eine durchgreifende Umgestaltung des Un¬
terrichts in der Erdkunde zur Folge haben werden. Auffallend könnte es erscheinen,
daß die von ihm ausgegangene Anregung, trotz augenscheinlicher Begünstigung von
Seiten der höchsten Schulbehörden, dennoch so wenig zur Reform des geographischen
Unterrichtes auf höhern Lehranstalten gewirkt hat, wenn wir nicht in der Beschaffen¬
heit der Lehrbücher, welche die neue Lehre in die Schule einführen sollten, einen
hinreichenden Erklärungsgrund fänden. — Nachdem Selten und Hochstetter
1821 zuerst , und nach ihnen Vogel, R e u f ch e r , V o i g t u. a. m. in ihren
Compendien von Ritte r's Ideen und Forschungen einen noch ziemlich beschränkten
Gebrauch gemacht, trat 1829 Schuch mit seinen Grundzügen der reinen Geo¬
graphie nach neuern Ansichten hervor, eineni Buche, das eine größere Verbreitung
verdient, als es gefunden hat. Ihn überbot durch Reichhaltigkeit des Stoffes, durch
geistreiches übersichtliches Zusammenfassen zerstreuter Erscheinungen, durch treffliche
Methodik in der Anlage des Ganzen (nicht in dem allzugewählten, dem Knabenalter
gar nicht angepaßten Ausdrucke), durch neue sorgfältige Messungen — der ausge¬
zeichnete Chartogroph B e r g h a u S in seinen „ersten Elementen der Erdbeschrei¬
bung" (1830). Zwei Jahre später erschienen, von Ritter selbst bevvrwortet,
die Grundzüge der Erd-, Völker- und Staatenkunde von
A l b r. v. ^R o o n , welcher, ohne die Vorzüge des Berghausischen Lehrbuches aufzu-
geben, sich einer weniger akademischen Darstellung befliß, einzelne Zweige der phy¬
sischen Geographie selbstständig weiter fortbildete, ganze Abschnitte der topischen mit
viel größerer Genauigkeit bearbeitete, und überhaupt dem Ideale einer geographischen
Elementarlehre um ein Bedeutendes näher rückte. Ungeachtet aber dieses Buch von
den höchsten Schulbehörden empfohlen wurde, hat es dennoch eben so wenig, wie
die beiden zunächst vor ihm genannten Lehrbücher einen sehr ausgebreiteten Eingang
in die Schulen gefunden. Der Grund liegt nicht fern. Sie sind sämmtlich nicht
geeignet, den Schülern in die Hand gegeben zu werden, v. Rovn's Lehrbuch ist zu
umfaffend und enthält die verschiedenen Cursus nicht abgesondert; BerghauS ist
ebenfalls für den ersten Cursus zu weitläufig und außerdem nicht faßlich genug;
auch Schuch enthält noch zu viel für die Seria eines Gymnasiums und entbehrt
überdieß einer mathematischen Einleitung, wie sie einer topischen Geographie voran-
grhen soll. Eine neue BehandlungSwcise einer Wissenschaft aber, die. von allem