Neuere Geschichte.
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erlischt das von den Habsburgern stammende Königshaus in Spanien. Ludwig Xl V
verlangt die Krone für seinen Enkel Philipp von Anjou, Leopold für seinen Sohn
Karl, weil beide Schwestern Karls II zu Gemahlinnen gehabt batten. Auf Seiten
Leopolds: der größte Teil des deutschen Reiches, namentlich ein brandenburgisch-
preußisches Hilfscorps, außerdem England nnd Holland (Wilhelm III von
Oranien): auf Seiten Frankreichs: die Kurfürsten von Baiern und Köln. Haupt¬
schauplätze des Krieges: Deutschland, aus dem die Franzosen der Sieg Eugens
und Marlboroughs bei H.öchstädt vertreibt, Italien, welches sie nach dem
Siege Eugens bei Turin (Teilnahme der Preußen unter Leopold von
Dessau) räumen müssen,die Niederlande, in denen sie ebenfalle bei Oudenarde
und Malplaquet wiederholte Niederlagen erleiden, und Spanien, wo sie sich
siegreich behaupten. Ludwig sucht Frieden nach: derselbe scheitert aber an den
harten Bedingungen seiner Gegner (Vertreibung seines Enkels in Spanien).
1705— 1711: Kaiser Joseph 1, Leopolds ältester Sohn. Als er kinder¬
los stirbt, wird sein Bruder Karl Kaiser und sein Erbe. Das durch Vereinigung
der spanischen und der österreichischen Krone auf dem Haupte Karls VI (1711
bis -10) entstehende Übergewicht desselben fürchten selbst seine bisherigen Bun¬
desgenossen; sie treten von ihrem Bündnisse zurück und schließen 1713 den
Frieden zu Utrecht, dem 1714 der Friede zu Rastatt und Baden folgt.
Philipp von Anjou als König von Spanien anerkannt, aber die spanischen
Nebenländer in Europa: Niederlande, Mailand, Neapel und Sizilien fallen an
Karl VI, doch giebt dieser die beiden letzteren einige Jahre später zurück an einen
spanischen Prinzen.
Frankreichs Übermacht ist gebrochen, das europäische Gleichgewicht wieder
hergestellt. Auch Kaiser Karl hat keine Söhne. Er erklärt durch die pragmati sche
Sanktion sämtliche österreichischen Kronländer als ein unteilbares Ganzes und
überträgt in Ermangelung männlicher Erben die Nachfolge an seine Tochter
Maria Theresia. Karls Bemühungen die Zustimmung der übrigen Mächte
Europas hierzu zu erlangen.
§ 26. RutzlüNd. von Slaven bewohnt, wird im 9. Jahrhundert durch
Rurik den Waräger aus Schweden zu einem großen Reich gemacht. Es wird
christlich im 10. Jahrhundert und gehört nun zum Patriarchat von Konstantinopel.
Vom 13. bis 15. Jahrhundert unter mongolischer Herrschaft (S. 44 >. 1613
besteigt nach schweren Wirren das Haus Romanow den Thron (Zar).
1689—1725: Peter der Große (Iwan, Sophie) strebt nach Einfüh¬
rung westeuropäischer Kultur in sein Reich und nach Ausdehnung desselben bis
an die Ostsee und das schwarze Meer. Er zieht viele Fremde in sein Land. Reisen
nach Deutschland, Holland, England, Frankreich, um Handel und Gewerbe, vor¬
nehmlich den Schiffsbau, Kunst und Wissenschaft, das Kriegswesen und die
Politik Europas kennen zu lernen. Verbesserungen in allen Gebieten des Lebens
nach fremden Mustern, oft mit größter Härte durchgeführt. Vernichtung der Stre-
litzen. Verlegung der Residenz aus Moskau an die Ostsee, nach dem auf neu er¬
obertem Gebiete angelegten St. Petersburg. Eroberung von Asow am
Don, dem Hafen des schwarzen Meeres (vorher nur der Hafen Archangel am
weißen Meere).
1700—1721: Nordischer Krieg. Peter mit August II von Polen