besteigung seines kinderlosen Bruders aber der „Prinz von Preu¬
ßen". Er wuchs wie sein älterer Bruder unter dem segensreichen
Einfluß der Königin Luise auf, welche von ihm schrieb : „Unser
Sohn Wilhelm wird, wenn mich nicht alles trügt, wie sein Vater,
einfach, bieder und verständig." Die Eindrücke der schweren trü¬
ben Zeit nach 1806 wirkten ernst und tief auch auf den Prinzen
Wilhelm. Im Jahre 1813 folgte er seinem Vater nach Breslau.
Gern wäre er schon im März 1813 mit zur Armee gegangen,
aber sein Vater versagte es ihm, weil sein damals schwächlicher
Körper den Anstrengungen des Feldzugs noch nicht gewachsen
schien. Erst nach der Schlacht bei Leipzig willigte der König in
sein Verlangen und vom November 1813 ab folgte er dem König
bis zum Einzug in Paris. In der Schlacht bei Bar sur Aube
zeichnete er sich durch persönlichen Mut aus.
Seitdem widmete sich Prinz Wilhelm vorzugsweise der
Pflege der preußischen Armee und der Kriegstüchtigkeit unseres
Volkes: unter der Regierung seines Vaters, wie seines Bruders,
galt er als die Seele des preußischen Militärwesens, und die
Armee blickte mit freudigem Stolz auf ihn als auf ein Muster
militärischer Tüchtigkeit.
Am 11. Juni 1829 vermählte er sich mit der Prinzessin
Augusta von Sachsen-Weimar (geboren den 30. September
1811), einer Fürstin von seltenen Vorzügen der Schönheit,
geistiger Begabung und hoher Bildnng.
Als die revolutionären Bewegungen in Süddeutschland im
Jahre 1849 das Einschreiten Preußens hervorriefen, übertrug
Friedrich Wilhelm IV seinem Brnder die Führung der nach der
Rheinpfalz und Baden entsandten Truppen: in einem kurzen, aber
rühmlichen Feldzuge gelang es diesem, den Aufruhr zu dämpfen
und Ordnung und Gesetz in jenen Landen wiederherzustellen.
Nachher lebte der Prinz von 1850 ab als Gouverneur
von Westfalen und Rheinlanden meistens in Coblenz, bis ihn
die Erkrankung seines Bruders zur Übernahme der Regierung
nach Berlin rief.
Sein Sohn Prinz Friedrich Wilhelm, jetzt Kronprinz
(geboren am 18. Oktober 1831), verlobte sich inzwischen mit
der ältesten Tochter der Königin von England, Victoria Prin¬
zeß Royal von England, und im Januar 1858 fand die Ver»