Full text: Darstellung der allgemeinen Verhältnisse und Erscheinungen der Völkerkunde (I)

112 Abschn. 2. Von d. geistig. Entwickel. d. Menschh. durch äuß. Einflüsse. 
bequemten, daß der Einfluß des Klimas sich dennoch, je 
nach der ursprünglichen Naturanlage der Einzelnen, durch 
klimatische Krankheiten oder auch nur durch eine schnellere 
Verzehrung der Lebenskraft mehr oder weniger geltend zu ma¬ 
chen pflegte: immer aber zeigt er sich nicht so verderblich, 
als wenn alle Gewohuheiteir und alle Nahrungsmittel des 
Vaterlandes beibehalten werden. Da dies letztere indeß mehr 
oder weniger fast immer geschiht, weil der Mensch nichts so 
ungern aufgibt, als eingewurzelte Gewohnheiten; da deshalb 
auch unsere gesummten Erfahrungen noch keinesweges hinrei¬ 
chen, um den Erfolg zu bestimmen, welcher sich zeigen würde, 
wenn übersiedelte Volksstämme mit dem Vaterlande auch zu¬ 
gleich die Nahrungsweise desselben ganz aufgäben, und sich 
in dieser Beziehung in die neue Heimath ganz hineinlebten 
und hiueinbildeten: — so ist auch nicht zu behaupten, daß der 
auf alles Fremdartige feindselig wirkende Einfluß des Klima's, 
nach Generationen, gänzlich verschwinden würde; es ist aber, 
in Ansehung der ungemeinen Biegsamkeit der menschlichen 
Natur, höchst wahrscheinlich. — 
Leuchtet es nun, nach diesen allgemeineren Andeutungen, 
ein, daß keiner Nahrungsweise, in Bezug auf die Gedeihlich¬ 
keit der körperlichen Organisation mb mittelst derselben auch 
auf die geistige Individualität, ein absoluter Vorzug zuzu¬ 
gestehen sey, daß vielmehr, neben der ursprünglichen Anlage des 
Individuums, die Natur der verschiedenen Lokale und na¬ 
mentlich die den letzteren eigenthümliche Beschaffenheit des 
Klima's das Verhältniß bestimmt, in welchem die den ver¬ 
schiedenen Naturreichen entnommenen Nahrungsstoffe zu dem 
menschlichen Organismus stehen: so ergibt sich zugleich die 
Nothwendigkeit, dieses Verhältniß nunmehr näher anzugeben. 
Wir haben darüber zunächst die Erfahrung, — daun aber 
auch das Naturgesetz zu befragen, auf welches unsere Erfah¬ 
rungen basirt sind. — 
Diese letzteren sagen uns, daß vegetabilischer Nahrungs- 
stoff in den Ländern der heißen, animalischer in denen der 
kalten Zone, gemischte Nahrung endlich tu den gemäßigten 
Erdgürteln dem menschlichen Körper am natürlichsten und 
zu-
	        
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