Full text: Darstellung der allgemeinen Verhältnisse und Erscheinungen der Völkerkunde (I)

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Kap. 2. Von der Religion. 
bannt verknüpfte Dumpfheit des Bewußtseyns, welche alle 
amerikanischen Völkerschaften charakterisirt, — wenn der sie 
auszeichnende starre Gleichmuth des Lebens, die Gefühllosig¬ 
keit, der fatalistische Jndifferentismus, welche aus jener un¬ 
klaren Dumpfheit erzeugt und von der ifolirenden physischen 
Natur ihrer Heimath genährt wurden, bis zur vollkommen 
passiven Unterwerfung unter die letztere, bis zu jener erdrük- 
kenden, selbstvernichtenden Fiigsamkeit unter das Joch Frem¬ 
der geführt haben, gegen welches sich nur hie und da, den 
krampfhaften Zuckungen eines Sterbenden vergleichbar, eini¬ 
ger Widerstand geregt hat. — 
§♦ 16. Heidenthum der malayischen Menschheit. 
Unter den Malayen findet sich eben so wenig als unter 
den Amerikanern eine eigenthümliche, charakteristisch aus¬ 
gebildete Form der religiösen Vorstellungen, was als ein neuer 
Beweis für das Zerfallen der Menschheit in drei (nicht in 
fünf) Varietäten angeführt werden könnte. — Die religiösen 
Ansichten und Meinungen bewegen sich, bei den von frem¬ 
den Einwirkungen freigebliebenen australischen Stämmen, in 
einer dunklen, verworrenen Naturanschauung, welcher, wenn 
man nach beit wenigen darüber vorhandenen, unzusammen- 
hängenden Nachrichten urtheilen soll, ein eigenthümlicher und 
systematisch durchgeführter Grundgedanke mangelt. — „Wie 
jene Inseln," sagt Stuhr*), „verworren neben einander im 
Meere gelagert sind, und in ihrer zerrissenen Gestalt das 
Bild eines vergeblich gebliebenen, nicht zu einer in sich über¬ 
einstimmenden Durchbildung gediehenen Ringens des Festen, 
dem Flüssigen sich einzubilden, darbieten, so auch spiegelt sich 
am Charakter der Urbewohner derselben das Bild innerer Zer¬ 
rissenheit und Verworrenheit ab." — So schwierig es da¬ 
nach erscheint, aus den mannigfaltigen, lokal ausgeprägten 
Meiuungen und Vorstellungen der australischen Völker etwas 
Allgemeines zu abstrahiren: so ergeben sich doch bei der Ver¬ 
gleichung einige gemeinsame Grundansichten, welche all qn- 
*) Allgemeine Geschichte der Religionsformen der heidnischen Völ¬ 
ker I. S. 302. v
	        
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