Full text: Darstellung der allgemeinen Verhältnisse und Erscheinungen der Völkerkunde (I)

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Abschii. 4. Verbreitungs-Sphären. 
Heiden voll diesem, selbst erst durch asiatische Missionen be- 
kehrten, Erdtheile ausgegangen. — 
Bevor wir jedoch ans die Verbreitung des Christenthums 
weiter eingehen, scheint cs angemessen, die verschiedenen Aus¬ 
prägungen desselben ins Auge zu fassen. — 
Da namentlich die christliche Religion jener bestimmten, 
engen Relation auf irgend ein Volk entbehrt, welche bei allen 
heidnischen Neligionsformen charakteristisch ist: so ist schon 
hier der Ort, von den verschicdelien christlichen Religions- 
Partheicil zu sprechen, welche in der Zeit (historisch) ge¬ 
worden, und darum im Raume (geographisch) von Bedeu¬ 
tung sind, während die verschiedenen Modifikationen der einen 
oder der anderen heidnischen Religion, weil sie nationelle 
Modifikationeil sind, auch anl zweckmäßigsteil und natürlich¬ 
sten bei der Darstellung der heidnischen Völker selbst be¬ 
rührt werden. — 
Zwar gibt cs nur Ein Christenthum, und es sollte daher 
auch nur Eine, nicht verschiedene christliche Kirchen geben, 
da jede Partheiung nur unser der nothwendigen Voraussetzung 
möglich ist, daß der wahre Geist und Sinn der christlichen 
Lehre entweder von dem einerl oder dem anderen Theile 
gewicheil, oder vielleicht von keinem in seiner galizcn Rein¬ 
heit bewahrt worden sey. In dieser Spaltung liegt daher 
offenbar die ausgesprochene Tendenz des Rückschrittes und, 
— insofern solche Trennung, solche Entfernung von der Ur- 
lehre nur mittelst der Trübung des christlichen Bewußtseyns 
möglich ist, — die Annäherung an das Heidenthum, welches 
jedem Lande, jedem Klima, jedem Volke besondere Götter, be¬ 
sondere Heilige und besondere Religionsmeinungen nicht nur 
gestattet, sondern aufdringt. — 
Eine so inhaltreiche, ja unerschöpfliche Materie, wie es 
die Geschichte der zahllosen dogmatischen Meinungell ist, welche 
sich in der christlichen Kirche geregt und bewegt haben, kann 
hier indeß nicht berührt, noch weniger aber der vermessene 
Versuch gemacht werden, über den Werth oder Uilwerth der 
verschiedenen Gepräge des Christenthums ein kurzes und eben 
daruni in den meisten Fällen einseitiges Votum abzugeben,
	        
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