Kursus II. Abschnitt III. § 72.
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liche Zug füllt das Dreieck zwischen Inn und Rhein aus. Diese beiden Züge
schließen das obere Jnntal, Engadin ein; von hier aus führen der Juli er- uud
der Albulapaß über den nördlichen Zug in das Reintal, und der Berninapaß
über den südlichen Zug in das Addatal.
d) Die Ötztaler Alpen von dem oberen Etschtale bis zum Brennerpaß
(1350 m); ihr höchster Punkt ist die Wildspitze (3800 m). Die tiefe Eiusenkuug
des Brennerpasses bildet seit alter Zeit den bequemsten Übergang über die Alpen
(Kaiserstraße im Mittelalter). Der Breunerpaß wird seit 1867 von einer Eisen-
bahn überschritten, welche Innsbruck und Bozen oder München und Verona verbindet.
2. Die im N. vorgelagerten Alpenketten.
1. Die Berner Alpen fallen mit ihrem Südabhange steil zum Rhönetale
ab; sie laufen mit der penninischen Kette parallel und stehen ihr in vertikaler Er-
Hebung und in großartiger Wildheit nnd Schönheit kaum nach. Hier finden sich
die meisten Zacken, Hörner und die größten Schneefelder und Gletscher, ganz be-
sonders in der Mitte, dem Berner Oberlande, welches das Hauptziel der Touristen
bildet. Das in eine Pyramide auslaufende Finsteraarhorn ist der höchste Berg
(4300 m); demselben stehen wenig nach die schön geformte uud vou Gletschern
umgebene Jungfrau (4200 in), Fig. 36, das Schreck- und Wetterhorn.
2. Die Vierwaldstätter Alpen zwischen Aare und Renß mit dem Titlis
(3200 m).
3. Die Glarner Alpen oder die Tödigruppe, nördlich vom Vorderrhein,
mit dem Tödi (3600 in) uud dem Glärnisch. — Den zwischen dem Vierwald-
stätter und Züricher See gelegenen Teil dieser Alpen bezeichnet man auch als
Schwyzer Alpen. In diesen der durch seine Aussicht berühmte Rigi (1800 m),
auf dessen Spitze (Rigi-Kulm) zwei Eisenbahnen führen. Man übersieht vom Rigi
13 Seen und die Schneeberge der Schweizer Alpen.
4. Die Thuralpen oder St. Gallener Alpen mit dem Sentis (2500 in)
erstrecken sich von der Spalte, in welcher Walensee und Züricher See liegen, bis
zu dem Bodensee. Die beiden erstgenannten Seen verbindet die Linth, die unter
dem Namen Limmat den Züricher See wieder verläßt.
5. und 6. Die Allgäuer Alpen zwischen Rhein und Lech — und die Nord¬
tiroler oder Bayrischen Alpen mit der Zugspitze (3000 in) zwischen Lech
und Inn.
3. Die im 8. vorgelagerten Alpenketten.
Den Kernalpen sind vom Großen St. Bernhard bis zum St. Gotthard im
8. keine Voralpenketten vorgelagert. Diese beginnen erst östlich vom Lago maggiore;
von ihnen sind von Bedeutung:
1. Die Bergamasker Alpen, welche durch das Tal der Adda (Veltlin)
von den Rhätischen Alpen getrennt werden.
2. Die Ortler Alpen, durch die obere Adda, das Stilsser Joch (2800 m),
t>en höchsten und kühnsten europäischen Paß mit fahrbarer Straße, und die obere
Etsch von den Rhätischen Alpen geschieden, erreichen ihre höchste Erhebung in dem
Ortler (3900 in), dem höchsten Berge in Österreich (Fig. 37).