Full text: Anfangsgründe der Mathematischen Geographie für mittlere und obere Klassen der Gymnasien

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vertritt, haben von jeher die Aufmerksamkeit auch der 
rohesten Völker auf sich gezogen. — Bei einiger Beob¬ 
achtung überzeugt man sich leicht, daß der Mond selbst 
nicht alle Monate neu entsteht, so wie auch, daß diese 
Abwechselung des Lichtes sich nicht auf ihm selbst erzeugt, 
sondern, daß er ein dunkler Körper ist, der nur von 
der Sonne sein Licht erhält, und nach der Verschieden¬ 
heit der Lage gegen die Sonne und Erde bald mehr bald 
weniger von dem erhaltenen Licht auf die Letztere zurück¬ 
strahlt. Denn Istens bemerkt man zu der Zeit, wo der 
Mond uns nicht als ein ganzer, erleuchteter Kreis er¬ 
scheint, vermittelst der Fernröhre und selbst mit blosem 
Auge, außer dem erleuchteten Theil auch noch einen dunk¬ 
len, welche Theile zusammen einen ganzen Kreis aus¬ 
machen, der dem Vollmond an Größe gleich ist. 2tens 
ist immer nur der gegen die Sonne gekehrte Theil des 
Mondes erleuchtet, und der von derselben abgewendete 
Theil ist dunkel. Befindet sich z. B. der Mond westlich 
der Sonne, so ist der derselben zugekehrte oder der öst¬ 
liche Rand des Monds erleuchtet und umgekehrt. 3tens 
richtet sich der Wechsel des Mondlichtes ganz nach der 
Lage, welche der Mond, von der Erde aus gesehen, ge¬ 
gen die Sonne hat, und dieses Licht ist seiner Ausdeh¬ 
nung und Gestalt nach gerade so, wie es sich auf einem 
runden Körper zeigen muß, der von der Sonne erleuch¬ 
tet würde. — Um dieses indessen deutlicher einzusehen, 
müssen wir einige Sätze aus der Optik zu Hülfe nehmen. 
§. 62. Die Größe, unter welcher irgend eine Li¬ 
nke ab (fig. 29) einem Auge bei o erscheint, hängt 
einzig von der Größe des Winkels a o b ai>, den die 
von den äußersten Punkten a, b der Linie in das Ange 
fallenden Lichtstrahlen a o, b o untereinander machen. 
Das Auge nimmt nämlich die Punkte a, b, von welchen 
die Strahlen ausgehn, unmittelbar gar nicht wahr, son¬ 
dern es bemerkt nur die Größe des Winkels a c b, un¬ 
ter welchem sie es treffen. Auch richtet sich die Größe 
des Bildes, welches, wie die Optik lehrt, von jedem 
sichtbaren Gegenstände in dem Innern des Auges (auf 
der Netzhaut) entsteht, nur nach diesem Winkel *) (a o b) 
*) Unser Urtheil über die Größe eines Gegenstandes bestimmt 
sich zuweilen, besonders wenn wir den Gegenstand genau
	        
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