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die Firsterne beschreibt, ganz in einer Ebene liege, wor¬
auf wir dann ferner bewiesen haben, daß dieselbe ein
größter Kreis sey, der unter einem Winkel, dessen Größe
wir ebenfalls bestimmt haben, gegen den Aequator ge¬
neigt ist. Wir können jetzt die Voraussetzung selbst (daß
die Sonnenbahn eben sei) näher prüfen. Man kann
nämlich, wenn man die Schiefe der Ekliptick und eben¬
so die gerade Aufsteigung der Sonne als bekannt an¬
nimmt, die Abweichung derselben an jedem Tage durch
die sphärische Trigonometrie berechnen*). Vergleicht man
das Resultat dieser Rechnung mit der Größe der Ab¬
weichung, wie die unmittelbare Messung sie gibt, so
findet man beide so genau übereinstimmend, daß man an
der Richtigkeit der Voraussetzung nicht zweifeln kann.
§. 36. Durch die jährliche Bewegung der Sonne
in der Ekliptick, wird der Unterschied der Jahreszeiten her¬
vorgebracht, welcher auf Alles, was auf der Erde lebt,
den wichtigsten Einfluß hat. Derselbe zeigt sich vorzüg¬
lich in folgenden vier Punkten. 1) In der Verschieven-
heit von Wärme und Kälte. 2) In der Verschiedenheit
der Länge von Tag und Nacht. 3) In der Verschieden¬
heit der Weltgegend, wo die Sonne auf und untergcht.
4) In der Verschiedenheit der Sterne, welche des Nachts
sichtbar sind.
1) Was den ersten Punkt betrifft, so möchte man
auf den ersten Anblick wohl geneigt seyn, denselben von
dem Unterschied der Entfernung, welche die Sonne im
Sommer und Winter von uns hat, herzuleiten. Allein
man kann sich bald von der Unrichtigkeit dieser Vermu-
thung überzeugen. Die Sonne müßte uns alsdann im
Sommer auch größer scheinen, als im Winter. Allein,
wenn man den scheinbaren Durchmesser der Sonne, d. h.
den Winkel, den die nach dem obern und untern Rande
derselben gezogenen Linien unter einander machen, so¬
wohl im Sommer als Winter mißt **), so findet man.
*) Kennt man z. B. in dem sphärischen Dreieck (fig. 11) s' /3
b den Flächenwinkel bei b, und die Kathete b /3, so
kann man ß s' oder die Abweichung finden.
**) Wenn man in dem Innern eines Fernrohrs ( im Brenn,
punkt desselben) ein Blae anbringt, auf welchem viele.