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Afrika.
§ 188. Auf der Westseite ist das Meer flach, voller Klippen, wild brandend
und reißend, und das Küstenland vom Gariep bis zum Cap Negro flach, sandig,
wasserlos, am Strande von unermeßlichen Schaaren von Robben, Flamingos und
Pinguinen besucht. Auch das Innere ist weithin Sandwüste, ohne Wald, nur
mit grünen Säumen an den Flüssen, besonders von der Giraffen-Akazie. Bäume,
Sträucher und Kräuter, wo sie sich finden, haben eine ungeheure Fülle von Dornen
und Stacheln. Nördlicher aber ist die Küste bis gegen den Aequator hin steil,
hoch und felsig, von rother Farbe, nur an den Mündungen der großen Ströme
durch ein flaches, sumpfiges Delta unterbrochen. — Oestlich von dieser Küsten¬
terrasse erhebt sich das Land zu einer zweiten hügeligen, fruchtbaren, gesunden,
mit Bäumen bedeckten Stufe. — Das Klima ist z. B. in Benguela (die Hölle ge¬
nannt) übermäßig heiß, in Loanda dagegen durch die Seewinde sehr gemildert.
Prächtige Urwälder fassen die Flüsse ein; Palmen, Baobab, Banyanen, Kaffee¬
bäume, Zuckerrohr, prächtige Euphorbien, hohe Cactus u. s. w. geben Zeugniß von
einer hohen Fruchtbarkeit. Ebenso reich und prachtvoll ist die Thierwelt.
§ 189. Ein Nordrand des großen Süd-Afrika ist nicht bekannt; an seinem
östlichen Ende liegt die Berglandschaft K a fa, nördlich davor das Bergland von
Narea und das abessinische Alpenland. Nach Westen hin vermuthete man ehe¬
mals das Mondgebirge oder Dschebl el Komri; dessen Lage, ja dessen Exi¬
stenz ist aber ganz unbekannt. Südlich vom Tsad-See erscheinen in der Ebene
vereinzelte Berge, wie der Mindif; ob südlicher hohe Bergländer folgen ist noch
ungewiß. — Aus all diesem folgt, daß alle Ströme von Hoch-Afrika einen langen
oberen Lauf haben, daß der mittlere und untere aber kurz ist.
§ 190. Am Nordrande zieht sich ein Hügelland entlang, der flache Sudàn,
das den Uebergang zur Wüste macht. Der Niger fetzt einen Theil des Jahres
hindurch hier weite Strecken Landes vollständig unter Wasser. Im Osten
breiten sich diese Hügel und Ebenen südlich von Dar Für, wenngleich als Hochebenen,
unermeßlich weit, bis zum 10° s. Br. aus, strichweise mit großen Mimoseuwäldern
bedeckt. Einzelne Bergzüge und Gruppen erheben sich daraus. Die Ufer des Nil
faßt die üppigste Vegetation ein, von einem ungeheuren Thierleben wimmelnd;
auf den unabsehbaren Grasebenen erscheinen Tamarinden- und Mimosenwälder.
— Ueberall im flachen Sudan wachsen die mächtigen Adansonien, von den Inseln
des grünen Vorgebirges bis in die Nil-Gegenden; im östlichen Theile die Delöb-
palme, einer der schönsten Bäume, der bis 120 F. hoch wird; außerdem die Donm-
palmen. Dattelpalmen sind hier schon selten; sie gehören dem nördlicheren Afrika an.
§ 191. Den hohen Sudàn begrenzt im Süden die 465 M.lange Küste von
Nord-Guinea, in ihren verschiedenen Theilen Sierra Leone, Malaguetta-
oder Pfeffer-, Zahn- oder Elfenbein-, Gold- und Sklaven-Küste ge¬
nannt. Dieselbe erhebt sich kaum über die Meeresfläche, mit Ausnahme einiger
Strecken, wie der bei Sierra Leone d. h. Löwengebirge. In Innern steigen erst
in meilenweiter Entfernung vom Meere Höhen auf und weiterhin hohe, mit dichten
Urwäldern bedeckte Gebirge. Zu diesen gehört die lange Kette 2 bis 3000 F. hoher
Tafelberge, Kong genannt, welche von den Quellen des Niger bis zu seinem Unter¬
laufe reicht. Namentlich sind die Berge nördlich von der Gold- und Zahn-Küste,
in den B erglandschasten der Aschanti und Dahoin«, mit den prachtvoll-
sten, meist aus gigantischen, bis 200 F. hohen Wollbäumen bestehenden Urwaldungen
bedeckt, zwischen denen die lachendsten Thäler mit der üppigsten Vegetation, zum
Theil vortrefflich cultivirt und von zahllosen Bächen bewässert, sich erstrecken.
§ 192. Das Klima ist für die Europäer verderblich, selbst wo es keine Sümpfe
gibt und das Wasser gut ist, wie in Sierra Leone. Dieses heißt deshalb und
wegen der rothen Farbe des Bodens „das rothe Grab der Europäer"; östlich von
St. Thomas an der Mündung des Gabun-Flusses sind dagegen die Küsten sehr
gesund. Die Vegetation ist an der ganzen Küste bei der Fruchtbarkeit des Bodens,