Full text: Lesebuch für die Königlich Preußischen Unteroffizierschulen

E. Bilder aus der vaterländischen Sage und Geschichte. 
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und rief zu den Waffen. Karl hatte nun erst hart zu kämpfen. Zuletzt siegte 
er bei Detmold und dann noch einmal an der Hase (783), und nun endlich 
kam Widukind und bot Treue und Unterwerfung; Karl nahm ihn mit sich, 
und zu Attigny*) im nördlichen Frankreich empfing er die Taufe. Damu 
war dem Widerstande der Sachsen die Seele genommen. Aber in einzelnen 
Aufständen glühte er noch immer fort. Als nochmals eine Erhebung erfolgte, 
ließ Karl 10 060 Sachsen mit Weib und Kind in fränkische Gegenden abführen 
und legte dagegen Frankenniederlassungen im Sachsenlande ann Von nun an 
genügten bewaffnete Züge Karls hin und wieder durch die Sachsengaue, um 
deren Bewohner im Frieden und Gehorsam zu halten. Da das Christentum 
mit der Herrschaft eines fremden Stammes und mit blutiger Strenge kam, so 
hatte der Sachse es gehaßt wie die Knechtschaft selbst. Auch daß er, der freie 
Mann, der Kirche den Zehnten, also eine Abgabe zahlen sollte, hatte ihn 
empört. Karl mußte deshalb Sorgfalt anwenden, daß der neue Glaube fest 
einwurzele und erreichte dies nach der Weise des Bonifazius durch Gründung 
von Bistümern. So entstanden unter ihm und seinem Sohne folgende Bis— 
tümer im Sachsenlande: in Westfalen Münster, Paderborn und Osnabrück, 
im Wesergebiete Bremen (gegründet 708), Minden und Verden, weiter nach 
Osten Hildesheim und Halberstadt. Auch aus diesen Bischofssitzen erwuchsen 
im Laufe der Zeit blühende Städte. Die Sachsen aber, die erst nach so hart⸗ 
näckigem Widerstreben den Christenglauben aufgenommen hatten, gewannen ihn 
bald lieb. Sie waren fortan einer der tüchtigsten Stämme des großen Reichs. 
Narl stellte sie an Unabhängigkeit den Franken gleich, Sitten und Bruuche der 
Vorfahren behielten sie in zäher Eigentüͤmlichkeit 
Als die sächsische Eroberung für gesichert angesehen werden konnte, griffen 
KNarls Pläne noch weiter. Das Land von der Elbe, Saale und dem Böhmer⸗ 
walde gegen Morgen, welches einst Deutsche bewohnt hatten, war nach dem 
Abzuge derselben während der Völkerwanderung von Slaven oder, wie sie die 
Deutschen nannten, von Wenden eingenommen. Diese waren noch heidnisch 
und in viele Völkerschaften geteilt. Äuch diese Völker hatte Karl der Große 
bersucht, in den Kirchen- und Reichsverband hineinzufügen und hat damit ein 
Werk begonnen, das, wenn auch erst Jahrhunderte später, von dem deutschen 
Volle vollendet worden ist; denn nach und nach sind hier die alten Grenzen 
bis zur Oder und Weichsel hin von den Deutschen wieder gewonnen worden. 
Karl gründete gegen diese Slaven seine Grenzmarken und legte Burgen an, so 
Halle an der Saale und an der Elbe Magdeburg und Büchen (wofür später 
Hamburg gewählt wurde). In der sächsischen Mark aber beruhen die ersten 
Neime des brandenburgisch-preußischen Staals. 
9. Die alten Wenden. 
William Pierson. 
Die Venden waren ein zahlreiches und kriegerisches Volle. Sie wohnten 
in Burgen, Dörfern und Städten und hatten ibr Land in gute Fruehtbarkeit 
Sebracht. Die Wiesen zwischen den Wäldern und Sümpfen pübrten zanl. 
reiche Viehherden, die Acker und Gürten trugen hinreiehend Weizen, LHirse, 
Mohn, Gemuve uand Obst; die Bienenzueht lieferte Honig und Met genug. 
Neben der Landviricohatt ieb man Jagd und PFVischfang, auech einige 
Giewerbe beconders Weberei. Der Handel war stark im Sehwange. am 
*) Sprich: Attinji.
	        
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