fullscreen: Vom großen Interregnum bis zur Reformation (Teil 2)

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lange er lebte und ließ sich zum Lohn dafür die Seele des Menschen 
verschreiben. Eine ausführliche Schilderung eines solchen Handels findet 
sich in der Sage von Dr. Faust, wie sie das ,Puppenspiel von Faust" 
und das Faustbuch vom Jahre 1586 enthält. Aus diesen Werken 
schöpfte Goethe, als er seinen,Faust', das tiefste und erhabenste Trauer¬ 
spiel aller Zeiten, zu einer poetischen Darstellung des deutschen Volks¬ 
geistes in seiner vollen Schönheit, aber auch mit allen seinen Schwächen 
gestaltete. 
Hexen- Im ganzen sind jedoch die Fälle, daß Weiber dem Bösen sich er- 
gelten, bei wettern häufiger verzeichnet worden. Zu gewissen Zeiten, 
besonders in der Walpurgisnacht (1. Mai) versammelt der Teufel seine 
Getreuen, meist auf einem Berge (Brocken, Hörfelberg u. ct.). Die 
Hexen reiben sich selbst oder ihre Reittiere, Böcke, Säue, Ofengabeln, 
Besenstiele, Strohwische u. s. w. mit der Hexensalbe ein, die aus dem 
Fette ungeteiltster Kinder, Wolfswurzel, Eppich, Mönchskappen u. s. f. 
bereitet wurde, und fahren dann zum Schornstein hinaus. „Bei den 
Zusammenkünften, die der Volksmund den ,Hexensabbats getauft hat, 
erscheint der Teufel zuweilen wie ein lustiger Tänzer aufgeputzt, meistens 
jedoch in finsterer und majestätischer Haltung und in Gestalt eines 
schwarzen häßlichen Mannes, der auf einem mit Gold verzierten Throne 
von Ebenholz sitzt. Er trägt eine Krone von kleinen Hörnern und 
hat außerdem noch ein Horn auf der Stirne und zwei am Hinterkopfe. 
Das Stirnhorn verbreitet einen Schein, der heller ist als der Mond. 
Auch seine großen runden Eulenaugen strahlen einen schrecklichen Glanz 
aus. Seine Gestalt ist halb die eines Menschen, halb die eines Bockes. 
Seine Finger lausen in Krallen aus, feine Füße gleichen Gänsefüßen, 
am Kinn hat er einen Ziegenbart, am Hintern einen langen Schwanz. 
Die Versammlung fängt gewöhnlich um neun Uhr abends an und endigt 
um Mitternacht. Sie beginnt damit, daß alles vor dem Teufel uieder- 
kniet, ihn unter Verleugnung Gottes Herr und Meister nennt, ihm die 
linke Hand, den linken Fuß, die linke Seite u. f. w. küßt. Bei be¬ 
sonders feierlichen Anlässen beichten sodann die Zauberer und die Hexen 
dem Teufel ihre Sünden, welche darin bestehen, daß sie Kirchen be¬ 
sucht, die Ceremonien des christlichen Gottesdienstes mitgemacht und zu 
wenig Böfes gethan haben. Der Teufel giebt ihnen Bußen auf und 
erteilt die Absolution (Vergebung). Dann celebriert (feiert) er höchst 
selbst die Teufelsnteffe und stellt feinen Anhängern ein Paradies in 
Aussicht, welches das christliche weit hinter sich lasse. Zum Dank
	        
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