Full text: Lehrbuch der Geographie

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Besondere Geographie von Europa. 
Die Sau (Save) kommt aus den karnischen Alpen und fließt mit der Drau, 
deren Zwillingstrom sie ist, parallel ostwärts der Donau zu. Da zwischen beiden 
Flüffen nur ei» unbedeutendes Gebiet, so erhält die Sau ihre Zuflüsse, deren be¬ 
deutendste Kulpa, Bosna und Drina sind, von der rechten Seite, wie die Drau 
die ihrigen von der linken aufnimmt. Von der Einmündung der Kulpa an für 
Dampfschiffe fahrbar, verbindet sie sich 94 M. lang und 2000' breit bei Semlin und 
Belgrad mit der Donau. 
Mit der Aufnahme der Drau gewinnt die Donau eine südöstliche, 
durch die Kraft der Sau und der von S. aus Serbien einmündenden Mo- 
rawa unter Einwirknug der Bodengestaltung ihre volle östliche Richtung 
wieder. Die Donau ist jetzt ein gewaltiger Strom. Viel majestätischer «noch, 
als der Rhein, wälzt sie ihre Wasser in einem Bette von außerordentlicher 
Breite fort. Aber nicht lange, so wird der gewaltige Strom von den Sie¬ 
benbürgen umschließenden transstlvanischen Alpen einerseits und den nördlich 
durch Servien ziehenden Ausläufern des Balkan anderseits in ein tiefes, schmales 
Bette zwischen hohen Felsen so eingezwängt, daß der eben noch 3600' breite 
Strom nur mehr 800' Breite mißt. Das Felsenthal wird immer enger, die 
Landschaft wilder und grotesker. Wir stehen am „eisernen Thor" (bei 
den Türken Demirkapi) von Orsova. 
e) Der Unterlauf der Donau. Bald hinter Orsova tritt der Strom 
in die weit ausgedehnte, fruchtbare aber einförmige walachische Tiefebene. 
Oft gespalten umschließt er liebliche Inseln von ansehnlicher Größe, mit dem 
üppigsten Gras- und Baumwuchs bedeckt. Das rechte Ufer, welchem die 
Vorberge des Balkan häufiger näher treten, bietet mancherlei Abwechselung. 
Auf diesem Wege empfängt die Donau links von den transsilvanischen Al¬ 
pen, rechts von dem Balkan viele Zuflüsse, wovon die Aluta links der größte 
ist. Jenseits der Festung Silistria hat sich die Donau bereits bis auf eine 
Entfernung von 8 M. dem Meere genähert, ohne in dasselbe gelangen zu 
können. Der Hügelwall der D obrudscha zwingt sie, ihren Lauf nun nord¬ 
wärts zu richten, bis sie, beim Eintritte des Sereth und bald darnach auch 
des Pruth (daran die Stadt Jassy) wieder nach Osten gelenckt, in drei 
Hauptmündungen, wovon die mittlere, die Sulina-Mündung, die größte, 
das Meer erreicht. Die Mündung bildet also ein Delta. „Das Mündungs¬ 
land stellt sich dar als ein unabsehbares, grünes Meer von 10' hohem Schilf¬ 
wald, durchschnitten von Flußarmen, Seen und Lachen, Schaaren von See¬ 
vögeln ein beliebter Aufenthalt, Büffelheerden ein Versteck, aber auch den 
nachfolgenden Wölfen ein bergender Schlupfwinkel. Die Mündungsarme 
sind der Versandung ausgesetzt." 
So ist die Donau! Donau und Rhein haben, das erkennt man bald, 
in manchen Punkten große Aehnlichkeit, während sie in anderen sehr verschie¬ 
den sind. Die Donauquellen liegen nur 2500' über dem Meere, während 
der Rhein 7250' hoch entspringt. Wenn dieser bis unter seinem Falle 
bei Laufen bereits über 6000' tief gefallen ist, so daß er von da ab
	        
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