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Besondere Geographie von Europa.
für die christliche Kirche, deren Bestimmung es ist, ihre Herrschaft über die
ganze Erde auszubreiten. Nach Außen hin verlor Italiens Lage an Bedeu¬
tung, nachdem Amerika und der Seeweg nach Ostindien entdeckt waren, denn
da war eine Lage am Ocean bei weitem günstiger; die pyrenäische Halbinsel,
England, Frankreich, die Niederlande traten in den Vordergrund.
Physikalische Beschaffenheit. Italien hat im Verhältniß zu seiner
Ausdehnung eine ziemlich beträchtliche Küstenentwickelung, nämlich 350, und
mit den Inseln 650 M., und doch fehlen mit Ausnahme des Südende be¬
deutende Einschnitte und Buchten durchaus *). Außer den früher genannten
größeren Inseln findet sich an der Westküste zwischen Corsika und dem Fest¬
lande eine Inselgruppe, zu welcher Elba, Gorgona, Capraja, Ciglio u. a.
gehören, südlicher aber von den Golfen von Gaöta und Neapel: Ponza, Jschia,
Procida, Capri u. a. — Der nördliche Theil der Halbinsel dringt tief in den
europäischen Continent ein, weshalb auch die Römer denselben eigentlich nicht
zu Italien rechneten, sondern ihn als Gallia cisalpina bezeichneten. Die Ein¬
teilung in Ober-, Mittel- und Unteritalien gibt die natürliche Gestaltung
der Halbinsel schon an die Hand.
Wiederhole nach den §§. 35—39 S. 55—62 und den §§. 75. S- 101—104.
106. 111. §. 76. S. 152. 167—168 das Wesentliche
1. über die Bodenbeschaffenheit der Halbinsel im Allgemeinen,
2. über ihre Gebirge und Berge,
3. über ihre Flüsse und Seen.
Klima und Vegetation. Italien liegt fast ganz innerhalb des war¬
men, und nur mit einem geringen Theile Oberitaliens innerhalb des gemä¬
ßigten Klima-Gürtels von Europa (vgl. §. 80). In den südlichen Landes¬
theilen und an den Küsten herrscht ein ewiger Frühling, Frost und Schnee
sind da mit Ausnahme der Berggegenden seltene Erscheinungen. Die Luft
ist im Sommer fast immer heiter, ein wolkenfreier Himmel von einem wun¬
dervollen Azur wölbt sich über dem schöneu Lande, dessen Hitze durch See¬
winde gemäßigt wird. Plagen sind im Somnter große Dürre in wasser¬
armen Gegenden und der erschlaffende Scirocco; ferner die Malaria (Aria
cativa), schädliche Dünste, welche in vielen Gegenden an der Küste, na¬
mentlich in den Maremmen und der römischen Cainpagna dem Boden ent¬
strömen.
Dem Klima entspricht die Vegetation. Italien hat vermöge seiner
Bodenerhebungen die Vegetation der vier verschiedenen vertikalen Regionen,
wie bei der nähern Beschreibung der Alpen schon angegeben ist. Die natür¬
liche Vegetation ist durch Cultur und eine weise Benutzung des von der Na¬
tur gebotenen Wasserreichthums noch bedeutend erhöht worden; doch entwickelt
sich die ganze Fülle und Pracht nur in den durch ihre Lage begünstigten
*) Fragen. 1. Wie heißt diese Bucht am Südende? 2. An welcher Küste be¬
finden sich Inseln? welche?