Full text: Lehrbuch der Geographie

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Erster Abschnitt. 
wasserreichen Ebenen, während z. B. ans den dürren Höhen der Apenni¬ 
nen der Pflanzenwuchs nur ein höchst dürftiger ist. Die Region der im¬ 
mergrünen Pflanzen ist durch den allgemein verbreiteten Oelbaum aus¬ 
gezeichnet, mit welchem Gruppen von Cypressen, Lorbeern und einzelne 
Pinien abwechseln; die über 1200' Höhe hinausgelegenen Regionen glei¬ 
chen mit ihrer Vegetation den Gegenden des mittlern und nördlichen 
Europa. Getreide, besonders Weizen, Mais, Reis, Wein, Kastanien, Oel, 
Südfrüchte aller Art, Mandeln, Citronen, Feigen, Orangen, Aloe, aus Sicilien 
auch Datteln, Zuckerrohr und Baumwolle sind die wichtigsten Erzeugnisse des 
Pflanzenreichs. Das Reich der eigentlichen Südfrüchte beginnt etwa am 
Ende, der pomptinischen Sümpfe, bei Terracina. Breitblättrige Feigen, dun¬ 
kelgrüne Citronenbäume, Granaten mit feuerrother Blüthe, saftige Ranken 
der indischen Stechfeige (Oaetus), die Aloe Amerika's und, sparsamer frei¬ 
lich, die hohe afrikanische Palme bilden zusammen einen dichten schattigen 
Hain und über demselben Myrthen und Olivenwaldungen. Hier beginnt so 
eigentlich das Land, wovon der Dichter singt, „wo die Citronen blühen, im 
dunklen Laub, die Goldorangen glühen, ein sanfter Wind vom blauen Him¬ 
mel weht, die Myrthe still und hoch der Lorbeer steht." Vergleiche auch 
Virgils Georgic. 2, 140—176. 
Andere Produkte. Unter den Producten des Mineralreichs sind be¬ 
sonders hervorzuheben: Der carrarische Marmor, Schwefel auf Sicilien, 
Stein- und Braunkohle, Eisen (130,000 Ctr.), Blei auf Elba (2000 Ctr.), 
Lava und Bimstein; unter denen des Thierreichs: Die Seidenraupe, Pferde, 
Esel und Maulthiere, Rindvieh, Schafe, Wild, als Gemsen, Steinböcke 
(werden immer seltener), Muflons (wilde Schafe, auf Sardinien und Corsika), 
Hirsche, Rehe, wilde Schweine, Murmelthiere und im Süden auch Stachel¬ 
schweine, in den Alpen auch Bären und Wölfe; außerdem sind noch zu nen¬ 
nen Taranteln, Skorpione, Vipern und an den Lagunen Schaaren von Mücken. 
Bewohner, Sprache, Religion, Cultur. Fragen: Welchem Men- 
scheu- und Dolksstamme gehören die Bewohner Italiens an? Was weißt du über 
ihre Sprache? ihre Religion? 
Die Italiener haben eine bräunliche Hautfarbe, schwarzes Haar und 
dunkele, lebhafte Augen, sind nicht sehr groß, aber kräftig. Sie sind ein Volk 
mit vortrefflichen natürlichen Anlagen, leichter Aufsassungskraft, gewandt, sich 
technische Fertigkeiten anzueignen, sehr bildungsfähig und praktisch, feurigen 
Geistes, der Großes vollenden kann. Man rühmt die natürliche Unbefangen¬ 
heit und große Sittlichkeit insbesondere des weiblichen Geschlechts. Der Ita¬ 
liener arbeitet nicht mit solcher Ausdauer, wie der Nordländer, doch ist er 
keineswegs träge zu nennen, wenngleich das „dol66 far niente“ (das süße 
Nichtsthun) zum Sprichwort geworden ist. Wegen der großen Hitze seines 
Klimas kann er nicht so viel arbeiten, und die gringen Bedürfnisse, welche 
er hat, befriedigt er ohne große Anstrengung. Der Italiener ist sehr reizbar, 
wie alle Südländer, doch wird er eben so leicht durch Mitleid gerührt. Man 
tadelt an ihm „Rachsucht, Eifersucht, Falschheit, Zorn, man weiset hin auf die
	        
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