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Besondere Geographie von Europa.
mar, Hausenblase, Holz, Theer und Pech, Gold, Platina, Ranchwaaren be¬
greift, wird auf mehr als 14 Mill. Thaler berechnet, die Einfuhr dagegen,
welche in Kolonialwaaren, Wollen- und Baumwollensachen, Seide, Thee,
Wein, Galanteriewaaren rc. besteht, jedoch auf mehr als 23 Mill. Thaler.
Der Handelsverkehr Rußlands nach Außen wird durch eine große
Anzahl von Schiffen vermittelt, die jedoch zum großen Theile Fremden ange¬
hören, für den innern Verkehr ist die Anlage von Eisenbahnen, Chausseen
und von Kanälen, welche die Flüsse unter einander und mit den Meeren ver¬
binden, von großer Bedeutung*). Die Vollendung der projectirten Eisen¬
bahnen wird auf den Verkehr einen großen Einfluß haben; im Winter bieten
die Schlittenbahnen grade und leichte Verkehrswege. Petersburg, Riga,
Odessa, Archangel und Libau sind die wichtigsten Seehairdelsstädte, für den
Landhandel sind Moskau, Warschau, Nischnei-Nowgorod, Charkow, Kasan,
Orenburg u. a. bedeutend. Es haben sich verschiedene Gesellschaften gebildet,
z. B. die Amerikanische Handels-Compagnie, die Südwest-Compagnie rc.,
welche sich die Beförderung des Handels angelegen sein lassen; demselben
Zweck dient auch eine Reichsbank, deren Hauptsitze in St. Petersburg und
Moskau sind u. dgl.
Die geistige Bildung ist in Rußland noch sehr zurück. Richt bloß
für den Elementar-Unterricht fehlt es noch viel zn sehr an einer aus¬
reichenden Anzahl Schulen, sondern auch die Zahl der mittlern und hö-
hern Schulen hat noch lange nicht das Verhältniß zur Einwohnerzahl erreicht,
wie es in den westlichen Staaten besteht, abgesehen davon, daß die bestehen¬
den Schulen meistens noch lange nicht so gilt sind, wie sie in den andern
Staaten gefunden werden. Man zählt 7 Universitäten, nämlich zu Dorpat,
Moskau, Kasan, Charkow, St. Petersburg, Helsingfors und Kiew. — Von
einer russischen Literaturgeschichte kann nicht wohl die Rede sein.
Regierungsform. Das russische Reich ist eine unumschränkte erbliche
Monarchie, an deren Spitze ein Kaiser steht. Seit 1613 sitzt das Haus Ro¬
manow auf dem Throne, seit 1762 freilich in der Seitenlinie des deutschen
Hauses Holstein-Gottorp. Der Czar (Kaiser) Peter d. Gr. (1689—1725)
*) Mit Hülfe von guten Kauaiverbindungen zwischen den Flüssen und Seen
sind z. B. der Caspi-See und das Ural-Gebirge mir der Ostsee u. f. w. verbunden.
Der Wasserweg ist nämlich dieser: Finnischer Meerbusen, Newa, Ladoga-See, die
Wolchow, Jlmensee, die Msta, der Wischnei-Wolotschokische Kanal, die Twerza, die
Wolga. Weil der Ladoga-See gefährlich zu befahren ist, hat außerdem Peter d. Gr.
neben dem See einen 15 M. langen, 70 Fuß breiten Kanal angelegt, welcher die
Newa mit der Wolchow verbindet. — Eben so steht der Ladoga-See durch den klei-
nen Fluß Sw ir mit dem Onega-See, dieser durch den Marien-Kanal mit dem klei¬
nen See Bjelo im Zusammenhange und der Kubenskoi-Kanal vermittelt dann durch
die Sucbona die Verbindung mit der Dwina und dem weißen Meere. In gleicher
Weise verbindet der Beresina-Kanal den Dniepr mit der Düna d. i. das schwarze
Meer mit der Ostsee rc.