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Erster Abschnitt.
Oerter: Klagenfurt (14.000 E.), am Flüßchen Glan, steht mit dem
Wörth- oder Klagenfurter-See durch einen Kanal in Verbindung, und hat eine große
Bleiweißfabrik, Tuch-, Seiden- und Baumwotlfabriken, viele Unterrichts- und Wohl¬
thätigkeitsanstalten, schöne Paläste und hübsche Privathäuser; St. Veit, mit Ei¬
senfabriken und der Hauptniederlage des Kärnthner Eisens, war längere Zeit die Re¬
sidenz der Herzöge; St. Leonhard, Wolfsberg, Friesach, Ferlach, Hütten¬
berg rc. haben Eisenwerke und Fabriken, Dillach an der Drau ist die Hauptnie-
derlage der Erzeugnisse der Kärnthner Bergwerks- und Metallfabr., bei Windisch-
Kappel liegt das Quecksilbergwerk Neu-Jdria, beim Dorfe Bleiberg sind wichtige
Bleibergwerke, die zu den ergiebigsten in Europa gehören und jährlich an 40,000
Etr. liefern. Landskron betreibt Leinweberei und Leinwandhandel nach Triest
und Italien.
6. Das Herzogthum Kram, welches größtentheils dem Stromgebiete
der Sau angehört, ist das Hochland zwischen den Karawanken und den juli-
scheu Alpen.
Aufg. Wiederhole das Wesentliche über Bodenbeschasienheit, Gebirge und
Berge, Seeen, Flüsse und Klima des Herzogthums.
Als Produkte verdienen Erwähnung Quecksilber bei Jdria (2500
Etr. jährlich), Steinkohlen, etwas Blei, Eisen und Zink, Holz und Torf,
Schweine, Federvieh und Bienen. Die Industrie ist ohne Bedeutung, der
Handel nur Durchfuhrhandel. — Die Bewohner vorwiegend Slovaken,
worunter nur etwa 40,000 Deutsche und 20,000 Kroaten wohnen, rrnd fast
ohne Ausnahme Katholiken, die unter dem Bischof von Laibach stehen, sind
fleißig, fromm und genügsam, heiter und zufrieden mit dem, was ihr Fleiß
dem unwirthlichen Boden entlockt. Schulen sind nicht ausreichend vor¬
handen, die Bildungsstufe verhältuißmäßig niedrig. — Krain hat in der
Völkerwanderung die Schicksale Ober-Italiens, im Mittelalter meistens die
Kärnthens getheilt. Seit 1854 ist es ein eigenes Kronland, das für sich
einen besondern Kreis bildet.
Ortschaften: Laibach (24,000 E) Pomona, ital. Imbiana) an der schiff¬
baren Laibach, im S. der Sau, mit einer sehenswerthen Kathedrale, einem Lyceum
mit theolog., philos. und medic. Fakultät, SpeditionS- und starkem Wein- und Ge¬
treidehandel. Elsenbergbau, Eisenhämmer und Eisenfabr. werden vorzüglich in Fei¬
stritz. Neumarktl, Ästling, Steinbühel, und auf Quecksilber bei Jdria
betrieben.
7. Die Grafschaften Tirol und Vorarlberg. Das Land hat seinen
Namen von der Bergfeste Tirol im Vintschgau. Die tiefe Brenner-Straße,
die Kunstwege in den Hauptthälern des Inn, der Drau, der Eisack und der
Etsch und die großartige Kuuststraße über das Wormser Joch vermitteln
nicht bloß die Verbindung mit den Nachbarländern, sondern machen Tirol
auch zu einem Durchgangslande zwischen Deutschland, Oesterreich und Ita¬
lien, welches sowohl in den großen Kämpfen des Mittelalters, wie in denen
mit Frankreich und Italien eine wichtige Rolle spielte. Die nach Süden
geöffneten Thäler gestatten den Anbau des Getreides, des Maulbeerbaumes
und Weinstocks bis ju bedeutender Höhe.