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* Erster Abschnitt.
werden durch einen Obrr-Kirchenrath verwaltet. Die katholische Kirche hat in
Preußen 2 Erzbischöfe, von Köln und von Gnesen-Posen, und 6 Bischöfe, nämlich
von Münster, Paderborn und Trier, Breslau, Ermland (Frauenburg) und Kulm.
Die Hauptbeschäftigungen und Erwerbszwei ge der Bewohner'
Preußens sind der Bergbau, die Landwirthschaft, Gewerbe- und
Fabrikthätigkeit, Handel und Schifffahrt. In den nicht deutschen
Provinzen ist der Ackerbau die Hauptnahrungsquelle, in den sechs deutschen
Provinzen sind Landwirthschaft und Viehzucht, Bergbau und Industrie, Ge-
werbthätigkeit und Handel heimisch, jedoch nach Verschiedenheit der Verhält¬
nisse in verschiedener Ausdehnung. Wie bedeutend die Bergwerks-Pro¬
duktion in Preußen ist, beweisen die S. 528 und 529 gegebenen Zah-
len. Mehr als 1 Mill. Menschen sind mit der Gewinnung dieser Mineral-
vorräthe beschäftigt, mit welchem Erfolge beweiset der bedeutende daselbst be¬
zeichnete Ertrag und dessen Werth. Der Bergbau und die damit verbun¬
dene Industrie haben ihren Sitz in den südlichen und westlichen Provinzen,
in Schlesien (vorzüglich Oberschlesien), Sachsen, Westfalen und der Rhein-
provinz. — Die Landwirthschaft wird in Preußen in großer Ausdeh¬
nung betrieben, beschäftigt über 10 Mill. Menschen und umfaßt Garten-,
Feld-, Wiesen-, Forftbau und Viehzucht. Die Regierung unterstützt die
Bestrebungen der Landwirthschaft nach Kräften und sorgt durch Errichtung
guter Lehrinstitute und Musterwirthschaften deren Blüte mehr und mehr zu
fördern. Dahin gehören die Gartenbauschnle in Potsdam, die land- und
forstwirtschaftliche Lehranstalt in Eldena (Pommern); die laudwirthschaft-
liche Academie in Möglin (Brandenburg), die landwirthschaftlichen Lehran¬
stalten in Proskau und Poppelan (Oberschlesten) und in Poppelsdorf bei
Bonn (Rheiuprovinz), die Forstacademie in Neustadt-Eberswalde (Branden¬
burg) k. — Die Gewerbthätigkeit umfaßt zunächst bie Bearbeitung der
Metalle, und da stehen die Hütten- und Haunnerwerke in Oberschlesien und
Sachsen, in Westfalen und den Rheinlanden obenan; die bedeutendsten Ei¬
sengießereien sind in Gleiwitz, Malapane, Breslau und Berlin, Gewehr-
fabriken in Potsdam, Neiße, Suhl, Fabriken von vortrefflichen Stahl¬
werkzeugen zu Solingen, Remscheid, Essen an der Ruhr*) und Barmen
im Nheinlande, zu Iserlohn unb Dortmund in Westfalen. Außer Kupfer-,
Messing-, Zink- und Metall-Compositionswaaren sind insbesondere noch zu
erwähnen ausgezeichnete Gold- und Silberwaaren, welche u. a. in Berlin,
Breslau, Königsberg, Köln rc. und mathematische und physikalische In¬
strumente, welche in Berlin und Breslau am besten verfertigt werden.
— Glasfabriken sind in Schlesien, Preußen, Brandenburg und Westfalen;
die größte Spiegelfabrik ist in Brandenburg zu Neustadt an der Dosse. Die
königl. Porzellanfabrik zu Berlin und die Kristersche zu Waldenburg liefern
die feinsten und schönsten Porzellanwaaren, die schönsten Töpserwaaren Bres-
) Die Krupp'sche Fabr. ist ein wahrhaft großartiges Etablissement.