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Natürliche Geographie.
I. Die Alpen (Alpes, Alpini montes, Alpes summae) bil¬
den das Hauptgebirge von Europa vom 25—35" der Länge und
44— 48° nördlicher Breite. Ihre Grundfläche wird auf bei¬
nahe 6000 lUMeilen, die Länge der ausgedehnten Bogenlinie
ihres Hauptgürtcls auf 160 Meilen, ihre Breite aber im We¬
sten auf 25 und im Osten auf50 Meilen berechnet und außer diesem
Hauptgebiete hangen sie mit vielen andern Gebirgen zusammen.
Sie enthalten eine große Menge Gletscher und Schnee-
berge, Thäler und Seen, und die Quellen vieler großer»
und kleineren Flusse. — Die Schneelinie ist in diesem Haupt-
gebirge 7500—8000 Fuß hoch und von ihr abwärts enthält die
mittlere Region reiche Alpen oder Grastristen mit köstlichen
Kräutern für die Viehheerden der Gebirgsbewohner; die untere
Region aber enthält eine Menge Waldungen und bringt, wo sie
bewohnt ist, viele und sehr mannigfaltige Cerealien hervor (siehe
tab. II. fig. 12).
Das Sr. Gotrhardsgebirge (Mons Adula) mit seinen
Felsmassen auf einer Grundstäche von 10 ssd Meilen, wozu der Cri-
fpalt und die Felsen am Hochthale der Rcußguelle gehören,
steht mit seiner höchsten Spitze Fibia, 9989 Fuß, als Haupt-
knoten und Mittelpunkt in dem südeuropäischen Hochlande
da, von welchem die mächtigen Alpenmassen sich strahlenförmig
nach allen Richtungen verbreiten.
Die vom St. Gotthard ausgehenden Hanptalpenzüge theilen
sich a. in die Südalpen, b. die Nordwestalpen, c. die Ost¬
alpen, d. die Nordostalpen, e. die Südostalpen.
a. Die Südalpen gehen vom Gotthard südlich aus als
Lepontische oder Walliser Alpen bis zum 8000 Fuß hohen
Simplvn und haben folgende Benennungen:
1. Die PcnmnifdH’ (Alpes pennini, mons penninus) (sir-
voyische und piemvntesische) Alpen beginnen am Simplvn und
erstrecken sich über den Monte Rosa 14,220 Fuß, den großen
St. Bernhard 10,400 Fuß, bis zum Montblank über
14,700 Fuß. Der Südwestabfall dieses Alpenzuges ist steil ge¬
gen das obere Rhonethal, breitet sich aber durch die von dem
Arvethal durchschnittene Gebirgsgegend bis an den Genfersee wei¬
ter ans. Der Südabfall zieht sich bis an den Lago maggiore
und bildet das Thal von Aosta und der Dora und Sesia.
2. Die Grajiscke (grauen) Alpen (Alpes Grajae) gehen
vom Montblank über den kleinen St. Bernhard (Mons Co-
lumnae Jovis) 7000 Fuß und Mont Cenis 10,700 Fuß hoch.
Sie enthalten in ihrem Westabfall das Thal der Jsere, und ihre
Zweige ziehen, mehrere Thäler bildend, westlich bis an den Rhone.
Die Arme ihres Südabfalls bilden mehrere Thäler und reichen
bis an den Po.
5. Die Lottische Alpen (Alpes Gotliae) ziehen vom Mon t
Cenis (Mons Cinisius) nach Süden bis an den Monte Diso
(Mons Vesulus) 11,800 Fuß hoch mit der 6000 Fuß hoch liegen¬
den Quelle des Po in der östlichen Abdachung. Die westlichen