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I. Vilder aus der deutschen Geschichte. 
sehulen wurden seine Söhne zu bekehrungslustigen Eiferern erzogen. 
Von da an versiel der polnisehe Staat, immer trostloser wurden die 
Zustunde. Aueh ein grober Teil des eingewanderten deutschen Adels 
wurde katholisch und polniseh; die Burger und Bauern blieben hart- 
nãekig Protestanten. Zu dem Gegensatz der Sprache kam jetzt auch 
der Gegensatz der Konfessionen, ꝛu dem Stammhab die Glaubenswut. 
Gerade in dem Jahrhundert der Aufklärung wurde in diegen Land- 
schaften die Verfolgung der Deutsehen fanatiseh: eine protestantisehe 
Lircehe nach der andern wurde eingezogen, niedergerissen, die hölzernen 
angezundet; war eine Kirehe verbrannt, so hatten die Dörfer das Glocken- 
reeht verloren; deutsehe Prediger und Sehullehrer wurden verjagt und 
schaundlieh mibhandelt. Es gab kein Receht, es gab keinen Sehutz mehr. Die 
nationale Partei des polnischen Adels verfolgte im Bunde mit fanatischen 
Pfaffen am leidenschaftliehsten die, welehe sie als Deutsche und Protestanten 
habte. Zu den „Patrioten“ lief alles raublustige Gesindel; sie warben 
Haufen, zogen plündernd im Lande umher, überfielen kleinere Städte und 
deutsehe Dörfer. Immer ürger ward dies Wuten gegen die Deutsehen, nieht 
nur aus Glaubenseifer, noeh mehr aus Habsueht. Der polnisehe Edelmann 
Roskowski zog einen roten und einen sehwarzen Stiefel an, der eine sollte 
Feuer, der andere Tod bedeuten. So ritt er brandsehatzend von einem 
Ort zum andern, lieb endlieh in Jastrow dem evangelischen Prediger 
Willien Hände, Fubße und zuletzt den Kopf abhauen und die Glieder 
in einen Morast werfen. Das geschah 1768. 
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Dem Land und den meisten deutschen Städten war die energisehe 
Hillfe des Lönigs Rettung vom Untergange. Die preubisehen Beamten, 
die in das Land geschiekt wurden, waren erstaunt über die Lrost- 
losigkeit der unerhörten Verhältnisse, die wenige Tagereisen von ihrer 
Hauptstadt hestanden. Nur einige gröhere Studte, in denen das deutsehe 
Leben dureh feste Mauern und den alten Marktverkehr unterhalten 
wurde, und geschutzte Landstriche, die aussehlieblich von Deutseben 
bewohnt wvurden, wie die Niederung bei Danzig, lebten in erträglieben 
Zustunden. Andere Städte lagen in Trummern, wie die meisten Eöfe 
des Flaehlandes. Bromberg, die dentsehe Kolonistenstadt, fanden die 
Preuben in Sehutt ind Runen. Kulm hatte aus alter Zeit seine wobl- 
gefugten Mauern und die stattlichen Kireben erhalten, aber in den 
Straben ragten die Hälse der Hauskeller Uber das morsehe Holz und 
die Ziegelbroeken der zerfallenen Gebände hervor; ganze Straben be— 
standen uur aus soleben Rellerräumen, in deuen elende Bewohner
	        
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