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Gott ist ein lebendiger Gott, sein Wille regiert die Welt, aber
dieser Wille ist heilig d. h. immer auf das Gute gerichtet, nicht wan-
kelmüthig, wie der menschliche. Gott lebt und webt, er ist thätig, nicht
beschränke durch die Zeit eines kurzen Lebens, auch nicht durch den
Raum dieser Erde oder eines kleinen Fleckchens auf derselben. Nein,
während hier Alles wechselt und im Kreise herumzugehen scheint,
während hier die Menschen geboren werden, altern und sterben, so bleibt
Gott ewig und unveränderlich.
Deßhalb also sollen wir die drei inhaltschweren Worte weiter verbreiten
und unsere Nachkommen lehren. Jeder findet sie ja in seinem Inneren
und kann selbst darüber urtheilen. So lange die Menscheu noch glauben,
daß der Mensch zur Freiheit und zur Tugend und zur Ähnlichkeit mit
Gott bestimmt ist, ist er des Namens Mensch noch nicht unwürdig.
42. Der Pflug.
Wie heißt das Ding, das Wen'ge schützen,
Doch ziert's des größten Kaisers Hand.
Es ist gemacht, um zu verletzen,
Am nächsten ist'ö dem Schwerd verwandt.
Kein Blut vergießl's und macht doch tausend Wunden,
Niemand beraubt's und macht doch reich,
Es hat den Erdkreis überwunden,
Es macht das Leben sanft und gleich.
Die größten Reiche hat's gegründet,
Die ält'sten Städte hat's erbaut,
T)och niemals hat es Krieg entzündet,
lind Heil dem Volk, das ihm vertraut!
43. Der Negenbogen.
Von Perlen baut sich eine Brücke
Hoch über einen grauen See,
Sie baut sich auf im Augenblicke,
Und schwindelnd steigt sie in die Höh'.
Der höchsten Schiffe höchste Masten,
Ziehn unter ihrem Bogen hin,
Sie selber trug noch keine Lasten,
Und scheint, wie du ihr nahst, zu flieh'n.
Sie wird erst mit dem Strom und schwindet,
So wie des Wassers Fluth versiegt.
So sprich, wo sich die Brücke findet,
Und Wer sie künstlich hat gefügt?
44. Der Funke.
Ich wohne in einem steinernen Hans,
Da lieg' ich verborgen und schlafe,
Doch ich trete hervor, ich eile heraus,
Gefordert mit eiserner Waffe.
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