L. Kosegarten, Das Amen der Steine. 
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und: „Mutter, sieh doch! seht, ihr Kiuderlein! 
den Heiland lud ich vor acht Tagen ein. 
Ich wußt' es wohl, daß, wenn man Jesum lädt, 
70 er einem nicht am Haus vorübergeht. 
O Kinder, seht, in diesem Ärmsten ist 
heut unser Gast der Heiland Jesus Christ!" 
7. Das Amen der Steine. 
Von Ludwig Kosegarten. 
Vom Alter blind, fuhr Beda dennoch fort, 
zu predigen die neue, frohe Botschaft. 
Von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorfe wallte 
an seines Führers Hand der fromme Greis 
und predigte das Wort mit Jünglingsfeuer. 
Einst leitet' ihn sein Knabe in ein Tal, 
das übersät war mit gewalt'gen Steinen. 
Leichtsinnig mehr als boshaft sprach der Knabe: 
„Ehrwürd'ger Vater! viele Menschen sind 
10 versammelt hier und harren auf die Predigt." 
Der blinde Greis erhob sich alsobald, 
wählt' einen Text, erklärt' ihn, wandt' ihn an, 
ermahnte, warnte, strafte, tröstete 
so herzlich, daß die Tränen mildiglich 
ihm niederflossen in den grauen Bart. 
Als er beschließend drauf das Vaterunser, 
wie sich's geziemt, gebetet und gesprochen: 
„Dein ist das Reich und dein die Kraft und dein 
die Herrlichkeit bis in die Ewigkeiten —" 
20 da riefen rings im Tal viel tausend Stimmen: 
„Amen, ehrwürd'ger Vater! Amen! Amen!" 
Der Knab' erschrak; reumütig kniet' er nieder 
und beichtete dem Heiligen die Sünde. 
„Sohn," sprach der Greis, „hast du denn nicht gelesen: 
Wenn Menschen schweigen, werden Steine schrei'n? 
Nicht spotte künftig, Sohn, mit Gottes Wort! 
Lebendig ist es, kräftig, schneidet scharf 
wie kein zweischneidig Schwert. Und sollte gleich 
das Menschenherz sich ihm zu Trotz versteinen, 
30 so wird im Stein ein Menschenherz sich regen."
	        
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