Das Königreich der Niederlande. 
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sonders ihre schönen Spitzen und Kanten kennen? Ferner neh¬ 
men sie für Blumenzwiebeln manche schöne Summe ein. 
Einwohner: Die Niederländer sind germanischen Ur¬ 
sprungs, und ihre Sprache, die holländische, der deutschen, 
besonders der plattdeutschen, die im Hannöverschen gesprochen 
wird, so nahe verwandt, das wir sie, und sie uns ziemlich 
gut verstehn. Zn den südlichen Provinzen spricht man dagegen 
mehr französisch, und in Flandern (die Gegend neben Frank¬ 
reich an der Nordsee) ein verdorbenes Französisch, das man 
wallonisch nennt. So ist es auch mit der Religion und mit 
dem Volkscharakter. Zn den nördlichen Gegenden ist die re- 
formirte, in den südlichen die katholische Kirche die vorherr¬ 
schende. Ganz eigenthümlich sind der Charakter und die Sit¬ 
ten in den nördlichen Provinzen, dahingegen in den südlichen 
beides sich mehr dem Französischen nähert. Der Hollän¬ 
der ist ernst, bedächtig, schweigsam, voll Vorliebe für das 
Alte und Hergebrachte, aber voll Menschenfreundlichkeit; dabei 
ungemein thätig, sparsam und reinlich. Der oft erwähnte 
Niemeyer, der das Land selbst bereiste, bemerkt darüber Fol¬ 
gendes: „Daß man auf Geld und Gut einen sehr hohen 
Werth legt, daß besonders alle die Künste, welche dazu die¬ 
nen, die Güter des Lebens herbeizuschaffen, geschätzt werden, 
liegt in der Natur eines Handclsstaats. Ebenso begreiflich 
istö, daß durch die leichte Befriedigung aller Bedürfnisse, der 
Bequemlichkeit und allen mit wohlbehaglicher Ruhe verbunde¬ 
nen Genüssen reiche Nahrung gegeben wird, wie denn der 
Hang dazu schon in dem Temperament des Holländers liegt. 
Doch dünkte mich, daß die hohe Gcldschätzung, die ihm oft 
vorgeworfen wird, mehr in einer gewissen Selbstgenügsamkeit 
und in dem Gefühl, Niemanden nöthig zu haben, als in der 
Verachtung und Geringschätzung Anderer, und einer für den 
minder Begüterten drückenden Ueberhebung besteht. Daß aber 
die Liebe zum Gewinn bei dem größeren Theil der Nation der 
Ehrlichkeit und Rechtlichkeit weit weniger gefährlich geworden 
ist, als bei andern handeltreibenden Völkern, das bezeugen 
wenigstens viele unpartheiische Beobachter. Die Ausartung 
des Erwerbfieißcs in Geiz und Engherzigkeit ist gewiß oft nur 
scheinbar. Die ganz ausnehmende Wohlthätigkeit widerlegt 
NösseltS Geographie I. 18
	        
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