Unterdrückung der Revolution. 
649 
so mußte in die ungarischen Heere eine schwankende, kraftlahmende Haltung und 
ein unsicherer Geist kommen. Die Magyaren betraten noch einmal den Weg fried¬ 
licher Vermittelung in Oestreich. Sie wendeten sich an den Wiener Reichstag, 
stießen aber auf denselben StammesgroU, welcher der östreichischen Regierung 
allenthalben den Sieg über die zwietrachtigen Völker erleichterte. Durch den Ein¬ 
fluß der Slaven vom Reichstag zurückgewiesen und durch die Schritte der Regie¬ 
rung mehr und mehr in der Meinung befestigt, daß weder die Wünsche und Be¬ 
strebungen des Reichstages in Pesth von dem Wiener Hof angenommen, noch 
die im Marz gegebenen Zusagen ihrem ganzen Umfange nach erfüllt werden 
würden, daß vielmehr die östreichische Regierung die slavischen Aufstande offen 
oder geheim begünstige, um vermittelst eines erbitterten Stammeshaders über 
alle Gegner zu triumphiren, sahen sich jetzt die Magyaren auf ihre eigene Kraft 
gewiesen und trafen kriegerische Anstalten. Die Erscheinung Iellachichs mit sei¬ 
nen Kroatenschaaren in der Rahe der Hauptstadt steigerte die Wuth und bewirkte, 
daß Kossuth's volksthümliche Beredsamkeit über die warnenden Worte der Be¬ 
sonnenen den Sieg davon trug. Der ungarische. Landsturm trat ins Leben, die 
Aufregung des leidenschaftlichen Volks wurde zum Fanatismus gesteigert; ein Na¬ 
tionalkrieg der heftigsten und blutigsten Art nahm seinen Anfang. Durch den 
Rücktritt des Erzherzogs Stephan von der Würde eines Palatin und durch 
Batthyanyi's und Eötvös' freiwillige Entsagung ihrer Ministerstellen kam 
die Leitung der Dinge gänzlich in die Hände Kossuth's und der leidenschaft¬ 
lichsten Magyarenpartei. Die grauliche Ermordung des zum Oberbefehlshaber der 
ungarischen Truppen ernannten Grafen Lambe rg auf der Schiffbrücke gab ein 28. Sept. 
schreckliches Zeugniß von der in Ungarns Hauptstadt herrschenden Wuth und Auf¬ 
regung. Diese Schreckensthat so wie die fast gleichzeitige Kunde, daß Graf Zichy, 
des Kaisers Commiffar bei Jellachich und seiner Armee, von dem Magyarenfüh¬ 
rer Görgey als Verrather standrechtlich durch den Strang hingerichtet und seine 
im Keller verborgenen Schatze entführt worden seien, hatte die Auflösung des 
ungarischen Reichstags, die Erklärung des Kriegsstandcs über das ganze König¬ 
reich und die Uebertragung der Oberbefehlshaberwürde über alle kaiserlichen Trup¬ 
pen in Ungarn und den Nebenlandern an den Banus Jellachich zur Folge. 
Dieser hatte bereits zwei verlustvolle Niederlagen erfahren, als ihn der Oktober¬ 
aufstand in Wien vom ungarischen Boden abrief (§. 864). Daß magyarisches 
Geld und magyarische Verführung bei dieser Erhebung mitgewirkt, ist vielfach 
behauptet worden; warum aber die ungarischen Truppen der bedrängten Haupt¬ 
stadt erst zu Hülfe zogen, als die Eroberung schon erfolgt war, war Vielen un¬ 
erklärlich. Entweder trugen die Magyaren Bedenken durch Ueberschreituug der 
Grenze den Krieg mit Oestreich selbst zu beginnen, oder die nothwendig gewor¬ 
dene Umgestaltung des Heers, bei dem sich Koffuth selbst eingefunden, und die 
zur Errichtung des Landsturms erforderlichen Maßregeln führten die Verzögerung 
herbei. Die verspätete Erscheinung der Ungarn und ihre schnelle Niederlage an so. Okt. 
der Schwechat entschied das Schicksal der empörten Stadt. 
§. 890. Windisch-Gräz in Pesth und der Nationalität skrieg 
in Siebenbürgen. Herstellung der östreichischen Monarchie in ihrer frühern 
Gestalt und mit der ganzen Centralgewalt der alten Reichsregierung war seit dem 
Falle Wiens das Ziel der („schwarzgelben") Partei, die nunmehr die Leitung der 
Dinge in die Hände nahm. Mit diesem Streben waren die von Kaiser Fer¬ 
dinand den Ungarn ertheilten Zugeständnisse und Verheißungen unvereinbar und 
es stand zu fürchten, daß der gewissenhafte Monarch Bedenken tragen würde, 
die früheren Zusagen zurückzunehmen. Kaiser Ferdinand entsagte jedoch dem Thron
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.