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Warum sind hier im Heimatland der Pleiße so verschieden-
artige Industriezweige vertreten? Die Hauptindustrie bildet die Weberei;
das Heimatland der Pleiße kann also als ein Webereibezirk bezeichnet werden. Die
Weberei ist aber nicht möglich ohne das Garn; es entstanden darum in dem Pleißengau
auch mannigfache Garnspinnereien, die den Webereien billiges Material liefern; das
war aber um so leichter möglich, als doch in der Nähe die Schafzucht in hoher Blüte
steht und so billiges Rohmaterial liefert, andererseits aber liegen die Orte an einer
Hanptverkehrslinie des mitteldeutschen Eisenbahnnetzes, wodurch die Zufuhr der aus-
ländischen Rohmaterialien erleichtert wird. Die Garne, Tuche und Kleiderstoffe müssen
gefärbt werden; daher die zahlreichen Färbereien! Die Anlage derselben ward begünstigt
durch die Wasserkraft der Pleiße. Inwiefern? In allen diesen Fabriken sind zum
Spinnen und Weben, zum Färben und Glänzen mancherlei Maschinen und Apparate
notwendig, und diese liefern die Maschinenfabriken. All diese Fabriken sind also her-
vorgerufen worden durch die Weberei; sie sind allesamt notwendig zum Gedeihen dieser
Industrie und haben allesamt dazu beigetragen, daß dieser Industriezweig zu so hoher
Blüte gelangt ist.
Was ist aber außerdem notwendig zum Aufblühen der Fabrik-
tätig keit? (Erinnert wird an Meuselwitz, Alteuburg usw.) Die Kohleu, die zur
Entwickelung der Dampfkraft erforderlich sind, brauchen nicht weit hergeholt zu werden, sie
werden in allernächster Nähe in der Gegend von Zwickau gegraben. Diese Kohle eignet
sich weit besser zur EntWickelung der Dampfkraft als unsere Kohle. Warum wohl?
Welchen Einfluß hat die lebhaft entwickelte Industrie auf
die Zahl der Bewohner gehabt? Die ganze Gegend ist sehr dicht bevölkert,
wie uns die Einwohnerzahlen der Städte und Dörfer zeigen.
Überschrift: Die Industriezweige im Pleißengebiete.
Wückölick:
Das Heimatland der Pleiße. (Unteres Vogtland.)
1. Lage: Es liegt zwischen Elster und Mulde uud wird im Süden begrenzt von
der Göltzsch, während im Norden der Gessenbach, die Sprotte und das Meerchen das
untere Vogtland von dem Hügelland des Ostkreises trennen.
2. Bodengestaltung: Das untere Vogtland ist eine Hochebene, die nach
Süden zu allmählich ansteigt; der nördlichste Teil derselben ist die Hochfläche unseres
Ostkreises. Nahe am Südrande der Platte entspringt die Pleiße, deren Tal anfangs
eine flache Mulde bildet, fpäter aber sich tiefer in das Gestein eingräbt und so die
Platte in zwei Hälften teilt, von denen die östliche die schmälere ist. Die Ränder der
Platte sind im oberen Teile ziemlich steil und treten vielfach ganz nahe an die beiden
großen Randflüsse heran; daher sind die Randtäler der Mulde uud Elster, Sprotte und
Göltzsch ziemlich tief.
3. Bewässerung: Die vogtläudische Platte sendet ihr Wasser zum größten Teil
zur Pleiße. Warum fließen so wenig zur Elster und Mulde? Der steile Abfall der
Platte nach der Elster und Mulde hin erschwert den Abfluß des Masses nach dieser
Seite; dazu kommt, daß die Wasserscheide sich ganz in der Nähe der beiden Randflüsse
hinzieht. Die Gewässer, die von der Platte zur Elster und Mulde hinfließen, können
also nur ganz kurze Bäche sein. Gefälle dieser Bäche im Vergleich zu ihrer Länge und
zur Lage der Quellen! Nachteilige Einwirkung auf den Wasserreichtum! (Im Hoch-
sommer wenig Wasser, durch Gewitterregen und schnelle Schneeschmelze schwellen sie zu
reißenden Gebirgsslüssen an und verursachen Überschwemmungen.)