Full text: [Lehrstufe 3] (Lehrstufe 3)

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Zweiter Theil. 
Allgemeine politische Erdkunde. 
Erste Abtheilung. 
Allgemeine Menschen- und Völkerkunde, Ethnographie. 
Erster Abschnitt. 
Ursprung, Urheimat, Verbreitung und Anzahl der Menschen. 
§. 210. Ursprung und Alter des Menschengeschlechts. 
Nach der heiligen Schrift stammen alle Menschen von einem Ureltern- 
paare ab. Diese Angabe ist von manchen Naturforschern angefochten worden, 
weil die Existenz der verschiedenen Racen damit unvereinbar sei, doch läßt sich 
kein wissenschaftlicher Gegenbeweis führen. Daher die Streitfrage: Ist das 
Menschengeschlecht nur eine einzige Art mit verschiedenen Varietäten oder 
bildet jede Race eine eigne Art? 
Der Mensch ist das jüngste unter den organischen Wesen der Erde, ganze 
Pflanzen-und Thierschöpfungen sind untergegangen, ehe Gott ihn erschuf. 
Doch hat neuerdings die Auffindung fossiler 'Menschenknochen es wahrscheinlich 
gemacht, daß es auf der Erde schon Menschen gegeben habe, ehe dieselbe ihre 
jetzige Oberflächengestalt erhielt, daß also der Mensch noch als Zeitgenosse des 
Mammuths gelebt hat. 
§. 211. Die Urheimat des Menschengeschlechts. 
Das Paradies (Genes. 2.) sucht man auf dem Armenischen Hochlande. 
Allein diesen ältesten Ausgangspunkt des Menschengeschlechts auch nur an¬ 
nähernd zu bestimmen ist schon darum unmöglich, weil seit der Erschaffung 
desselben die Erde durch säculare Veränderungen jedenfalls wesentliche Umge¬ 
staltungen erlitten hat; sicherlich ist er im westl. Asien zu suchen. 
Fast jedes Urvolk hat seine eigene Schöpfungssage und jede bezeichnet eine 
andre Örtlichkeit als Urheimat der Menschen, doch stimmen alle in der An¬ 
nahme einer großen Wasserfluth überein. 
§. 212. Verbreitungsfähigkeit des Meu scheu. 
Der Mensch ist das vollkommenste und eben deshalb das verbreitungs¬ 
fähigste Geschöpf der Erde: seine körperliche Beschaffenheit gestattet ihm unter- 
allen Himmelsstrichen zu leben; vorzugsweise aber befähigt ihn seine Vernunft 
zur Ausbreitung über die ganze Erde. Er vermag nämlich durch dieselbe die 
ihm nachtheiligen Einwirkungen des Klimas und der Nahrung aufzuheben oder 
so zu schwächen, daß sein Körper sie ertragen kann; er lebt daher überall, wo 
nicht gänzliche Unfruchtbarkeit die Bewohnung unmöglich macht. Ist aber auch 
der Mensch vom Schöpfer zum Bewohner der ganzen Erde bestimmt, so 
eignet sich die Individualität des einzelnen doch nur für bestimmte Localitäten. 
Die Lebenskraft des Europäers z. B. verzehrt sich in den Tropen und iw 
Amerika schneller als in der Heimat.
	        
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