§. 74- Hannover. Osnabrück. 87
Heide an Machholderstrauchen und die Früchte derselben werden daher
viel gesammelt, und nach Holland zum Branntwcinbrennen geschickt.
Unter den Hausthieren findet man besonders viele Schweine. Wer
kennt nicht Westfalische Schinken, die hier vorzüglich schön geräuchert wer¬
den? Auch die Gänsezucht ist beträchtlich. Holz fehlt dem Lande, und
auch Torf ist keineswegs in Ueberfluß da; manche Gegenden müssen
Zufuhr davon haben. Dagegen werden in S. Steinkohlen gebrochen.
Salz liefert ein bedeutendes Salzwerk. Man findet auch Marmor und
Balk. Spuren von Metallen, von Eisen und Blei hat man entdeckt,
die aber unbedeutend sind. Hauptbeschäftigung der E- ist Spinnen und
weben. Das hier gesponnene Garn von vorzüglicher Güte heißt Molt-
gärn und die nicht minder gute Leinewand aus Hanf und Flachs Lö-
wenrlinnen; außerdem webt man hier auch noch ein halb wollenes und
halbiinnenes Zeug, wollaken genannt. Vorzüglich das Löwentlinnen wird
nach fremden Ländern, nach Amerika und Afrika verfahren. Matrosen und
Sklaven werden damit gekleidet. Einige 1000 Menschen gehen von hier
im Sommer zur Arbeit nach Holland. Im Osnabrückschen backt man
auch den bekannten Pumpernickel. — Dies Land war ehemals ein
Bisthum, welches seit dem Westfälischen Frieden abwechselnd einen ka,
tholischen Bischof und einen Prinzen des Hannoverschen Hauses zum
Bischof hatte. Seit igoi ist es aber unter dem Namen eines Fürsten¬
thums ganz Hannöverisch geworden. Die E. sind theils Katholiken,
theils Protestanten. — Osnabrück an der Hase, die Hauptstadt des
Fürstenthums, 12,000 E- Sitz der Landdrostei, einer Iustizkanzlei, eines
kathol. Bischofs und Domcapitels, eines protestantischen und eines
katholischen Cvnflstvriums, und einer Steuerdirection. Auf dem hiesigen
Rathhause ist der merkwürdige Saal, auf welchem i648 der Westfälische
Friede geschlossen wurde. Das hiesige Bisthum stiftete schon Karl der
Große, und das Christenthum in Westfalen hatte hier seine erste Kirche.
König!. Schloß. Die Stadt hat zwei katholische und zwei protestanti¬
sche Kirchen, ein katholisches und ein protestantisches Gymnasium und
eine Linnenlegge. In mehren Fabriken werden Wollenwaaren, Hüte,
Taback und Fayence verfertigt. Wichtig ist der Handel mit Leinewand,
und in der Nähe der Stadt sind mehre Papiermühlen, Steinkohlen- und
Kaikbrüche. Zu bemerken ist her Fang der Ortolanen (Ammern) in der
Umgegend. — O.uackenbrück an der Hase, 2200 E., eine freundli¬
che Stadt, Sitz einer Superintendentur, hat Linnenwebcrei, Fischerei,
Viehhandel und eine Linnenlegge.
§. i\. Die königlichen Aemter sind:
1) Vörden, mit vieler Heide und großen Mooren. Vörden, ein
Fl. mit 800 protestantischen und katholischen Einwohnern. Bramsche
mit einer Linnenlegge. Engter, Sitz einer Superintendentur. — 2)
Witlage Hllnteburg an der Hunte und Nette. Im S- sind Hügelrei¬
hen mit Marmor- und Steiiakohlenbrüchen, in den übrigen Theilen