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Amerika.
Haftes aus Mais oder Maniok bereitetes Getränk, ähnlich dem berau,
schenken Tranke der Indianer in Columbien. Landbau ist ihre Haupt¬
beschäftigung. Etwas gebildeter und wohlhabender sind die Peruaner,
welche in Städten wohnen, und die vorzüglich geschickte Weber sind.
In den großen Ebenen östlich von den Cordilleras wohnen mancherlei
Indianer Stämme, alle in der größten Rohheit; manche essen sogar
Menschenflcisch. Jagd und Fischfang sind die einzigen Beschäftigungen
derselben; sehr häufig ist die Jagd mit dem Blaserohr und mit vergif¬
teten Pfeilen, die selbst den Jaguar bei der leichtesten Verwundung au¬
genblicklich tödten. Schreckliche Gewohnheiten finden hin und wieder
Statt. Die Carapachos (Karapatfchos) tödten alle schwächlichen und
ungesunden Kinder; die Ginayas klemmen den Kopf der neu geborncn
Kinder zwischen zwei Bretter, so daß die Stirn und der Hinterkopf platt
werden. Einige Stämme gehen ganz nackt, andere verfertigen Kleider
aus Baumbast. Nicht ungeschickt sind sie in Flechten von Körben und
Gefäßen aus Bast, in Verfertigung großer Kähne aus Baumstämmen,
starker Seile aus den zähen Lianenzweigen und niedlicher Putzsachen;
auch wissen sie das Catechu- oder Ca-utschuk Harz zu mancherlei Din¬
gen zu benutzen. Sie sind alle Fetischanbeter und haben die kläglichsten
Begriffe von einem höheren Wesen. Sie denken sich dasselbe in Gestalt
eines Greises; wenn er auf der Erde umherschreitet, so entstehen Erd¬
beben und sobald ein solches gespürt wird, eilt Alles aus den Hütten,
tanzt und schreit: hier sind wir! Einige Stämme verehren den Mond;
alle glauben an ein böses Wesen, welches ihnen so viel als möglich Bö¬
ses zufüge. Zauberer, Mohans, die zugleich Aerzte sind, können gegen
seinen Einstuß schützen und werden daher bei allen wichtigen Angelegen¬
heiten um Rath gefragt, aber auch nicht selten, wenn ihre Zauberkünste
nicht den glücklichen Erfolg haben, ermordet. Durch Amúlete, Piripi-
ris, sucht man sich gegen Unglück zu sichern und Glück auf der Jagd,
gegen Feinde und bei anderen Unternehmungen zu verschaffen. Manche
dieser Wilden sind durch Missionairs zum Christenthums bekehrt und
wohnen in eigenen Dörfern. Peru wurde i5Zi von den berühmten
Spanier pizarro erobert und blieb Spanische Provinz und unter demsel¬
ben Drucke, unter welchem das andere Span. Amerika seufzte, bis es sich
1821 für unabhängig erklärte und durch das Heer des Cvlumbischen Gene¬
rals Bolivar von der alten Herrschaft befreiet wurde. Die Verfassung
ist ganz wie in Columbien. Eingetheilt wird die neue Republik in 7
Departements. — Die wichtigsten Oerter der Republik sind: Lima mit
80,000 E., Sitz des Congresses, der Regierung, eines Erzbischofs und
einer Universität, die ehemals 180 Lehrer hatte. Die Häuser sind der
häufigen Erdbeben wegen von Holz und haben nur ein Stockwerk; die
Straßen sind breit, gut gepflastert und mit Kanälen durchzogen. Oer
Pallast der Regierung und des Erzbischofs, so wie der Dom, welche alle
drei den herrlichen Marktplatz umgeben, sind prachtvolle Gebäude. In
der