Größere geologische Exkursionen. 
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2. in der Seiler haben wir einen Fazieswechsel örtlicher Art vor uns, 
ein Beispiel dafür, daß Ablagerungen, die in gleicher geologischer Zeit 
erfolgen, einen durchaus verschiedenen petrographischen Charakter 
tragen können. Daraus ergibt sich, daß neben der petrographischen 
Beschaffenheit vor allem die Versteinerungen einer Schicht maß- 
gebend dafür sind, welcher geologischen Zeit sie angehört. 
Ein ausgezeichnetes Profil durch die oberdevonischen Schichten bietet 
auch der bereits erwähnte Geländeeinschnitt der Bahn Iserlohn-—Schwerte. 
Das untere Karbon (Kulm). 
Etwa 50 m nördlich des Schießstandes in der Kalle ändert sich der Ge- 
steinscharakter der Seiler vollständig. Im Hangenden des Konglomerates tritt 
eine Schichtenfolge aus Schiefern und Kalkbänken von wechselnder Mächtig- 
keit auf, die untere Abteilung der Steinkohlenformation, der 
Kulm. Das Liegende und Hangende bilden Alaunschiefer, tief- 
schwarze, dünnplattige Schiefer, in denen man reichlich kugelige Konkretionen 
findet, die einen beträchtlichen Gehalt an Kalkphosphat besitzen. Der Horizont 
ist eine gut ausgeprägte geologische Grenze. Die Alaunschiefer zeichnen 
sich durch hohen Gehalt an Schwefelkies aus. Bei der Verwitterung zer- 
füllt dieser in Eisenvitriol uud freie Schwefelsäure. Diese zerstört organische 
Substanzen, verwandelt vorhandenen Kalk uud Kalkspat in Gips, zersetzt 
den Ton und bildet Tonerdesulfate, auch Eiseuorydsulfate. Früher wurden 
die Schiefer zur Alaunbereitung abgebaut. 
Zur Zeit der Ablagerung dieser Schichten bevölkerten ungeheure Mengen 
von Radiolarien und Diatomeen das Meer. Beim Absterben der Lebewesen 
fielen ihre Kieselpanzer zu Boden und lieferten die Kieselschiefer der 
Kulmformation, eine Bildung der Tiefsee. Dann hob sich der Meeres- 
boden, uud auf dem Grunde der Flachsee wogten die schlanken, zierlichen 
Stiele der Seelilien, die ganze Felder bildeten. Kalkbänke, die von Krinoiden- 
stielgliedern strotzen, zeugen noch jetzt von der großen Menge dieser zum 
Stamm der Stachelhäuter gehörenden Haarsterne. In einer späteren Periode 
wurden wieder Plattenkalke im Meere niedergeschlagen, in denen sich 
eine Menge mariner Versteinerungen, hauptsächlich Goniatiten und Muscheln 
finden. Diese Plattenkalke werden bei Ose im Hönnetal, bei Müschede im 
Röhrtale gewonnen und zeichnen sich durch große Härte aus. Daun gewannen 
ähnliche Verhältnisse die Oberhand, wie sie zur Zeit der liegenden Alaun- 
schiefer herrschten, und im Hangenden des Kulmhorizonts findet man „eine 
75—200 m mächtige Folge sehr gleichmäßiger, feinschuppig zerfallender, 
schwarzer Alauuschiefer". Demnach gliedert sich der Kulm in folgende Hori- 
zonte: 
5. Horizont der hangenden Alaunschiefer, 
4. „ „ vorwiegenden Plattenkalke, 
3- „ „ „ Kieselkalke, 
2- „ „ „ Lydite, 
1- „ „ liegenden Alaunschiefer. 
Die einzelnen Schichten des Kulms heben sich im Terrain gut heraus, sei 
es als Senken oder Rücken. Die weichen Ton- uud Alaunschiefer an der
	        
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