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lir. Historische Geographie. §. 19.
Dritte Periode
oder systematische Geographie von Eratosthenes bis Ptolemäos.
(270 v. Chr. —161 nach Chr. Geb.).
§. 19.
Geographen. Eratosthenes.
Durch mancherlei Umstände, vorzüglich durch die Gelehrsam¬
keit liebenden Ptolemäer inAlexandreia, der neuen Hauptstadt Aegy¬
ptens: Soter, Philadelphos und Euergetes wurden die
Wissenschaften überhaupt, insbesondere aber auch die Geogra¬
phie so sehr befördert, daß diese eine systematische Begründung
erhielt. Das meiste Verdienst um sie erwarb sich, durch jene Um¬
stände unterstützt, Eratosthenes aus Kyrene, 272 v. Chr.
geboren, Bibliothekar der königlichen Bibliothek in Alexandrien.
Er schrieb ein geographisches Werk in drei Büchern, welches Alles,
was bisher über Geographie geschrieben worden war, in systema¬
tischer Anordnung enthielt, und dem nachfolgenden Geographen
Strabo zur Grundlage bei seinem größern Werke diente. Aus
diesem heben wir folgende Hauptpunkte der eratosihenischen Geo¬
graphie heraus: Erde und Himmel sind kugelförmig und haben
einerlei Achfe, um die sich der ganze Himmel drehet; der Gleicher
theilet beide in zwei ganz gleiche Theile, den nördlichen und südli¬
chen ; alles bewohnte und bekannte Land ist in der nördlichen Erd-
hälfte, macht aber kaum den achten Theil der ganzen Erde aus, da
theils die große Hitze, theils die große Kälte das Uebrige unbewohn¬
bar macht. Der Umfang der Erdkugel beträgt 252,000 Stadien
— 6,300 geograph. Meilen, der Quadrant des ganzen Kreises um
die Erde 63,000 Stadien; die Länge der bewohnten Erde 78,000,
ihre Breite 38,000 St. Europa und Asia machen die beiden Haupt-
theile des bewohnten Landes aus, das wie eine makedonische Chlamys
gestaltet ist. (Berichtigte Karte.) T h i n ä im Osten und Tapro -
bäne im Südosten, das heilige Vorgebirge im Westen,
Thule im Norden und die Kinamomküste oder Zimmtküste
von Afrika im Süden machen die Grenzpunkte, bis zu welchen die
historischen Kenntnisse des Eratosthenes reichen.