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Jahreszeiten sich zahlreiche Heerden, besonders von Büffeln, um-
hertummeln; im Sommer sind dieselben der ungesunden Luft halber
vereinsamt.
3) Die römische Campagna (Campagna di Roma) gehörte einst zu
den blühendsten und bevölkertsten Kulturlandschaften Italiens; jetzt
ist sie fast menschenleer, nicht bebaut, ein Weideplatz für Ziegen,
Schafe und Rinder, wenn sie im Spätjahr den Apennin verlassen
haben. Südöstlich von Rom, von der Küste bei Nettuno bis nach
Terracina reichend, befinden sich die pontinischen Sümpfe,
ein üppiges Grasmeer mit schönen Bauminseln darstellend, aber
wegen der darin herrschenden Fieberluft nicht bewohnbar. Mitten
durch sie hindurch führt die schönste und belebteste aller römischen
Heerstraßen, die via. Appia. Schon im Alterthum waren bie
Sümpfe canalisirt, in neuerer Zeit sind die Versuche zu ihrer
Trockenlegung fortgesetzt worden, bis jetzt aber ohne Erfolg.
4) Die campanische Tiefebene breitet sich im Norden und Osten
von Neapel 12 Meilen lang und 4 Meilen breit aus. Sie ist
der Garten von Italien, das Paradies Enropa's, überall aufs
Sorgfältigste bebaut und mit zahllosen Städtchen, Dörfern, Villen
dicht bedeckt. Hier erst tritt die Cultur der Orangen allgemeiner
auf, reift der Wein seine köstlichen Trauben, erscheinen Granaten,
Johannisbrot, Pistacien und beginnt der Baumwollenbau. Auf
den Hügeln wird die Olive uud köstliches Obst gebaut, an den
Abhängen die edle Kastanie. In Mitten dieser Herrlichkeit erhebt
sich isolirt der Vesuv 3600'.
5) Die apulische Küstenebene liegt östlich vom ueapolitanischen
Apenniu und wird vom Osanto durchströmt, au dessen Ufern
die Schlacht vou Caunä (216) geschlagen wurde. Sie ist steppen-
artig und trefflich zur Schafzucht geeignet. Im Norden der Ebene
erhebt sich der Monte Gargano 4800', den „Sporn" von Jta-
lien bildend.
Die zu Italien gehörigen Inseln sind gebirgig, einige vulkanisch.
Der Aetna auf Sicilien (10,213') uud der Schlammvulkan Maccalnba
bei Girgeuti (850'), die Vulkane der Inseln Stramboli und Volkana sind
Belege hierfür.
Das italienische Klima ist größtentheils dem der heißen Zone ähn-
lich; nur in Oberitalien wechseln, wie in der gemäßigten Zone, die vier
Jahreszeiten mit einander ab. An den Küsten und besonders in den süd-
lichen Ländern ist Schnee und Frost eine Seltenheit. Der Himmel ist im
Sommer fast immer heiter, und Seewinde mäßigen die große Hitze. Bei
diesem milden Klima gedeihen demnach der Oelbanm, Orangen und Citro-
neu, vorzügliche, feurige Weine, die Aloe, Baumwolle, Manna, Zuckerrohr,
Mais und Getreide. Die Inseln Sicilien, welche man wegen ihrer Frncht-
barkeit die Kornkammer Roms nannte, hat ihren alten Ruhm bewahrt, ob-
wohl der Anbau veruachläßigt wird. Der Schwefel kommt auf der Insel
Sicilien so massenhaft vor, daß man jährlich ly» Millionen Centner lie¬
fert. Der Wein, welcher auf Sicilien gebaut wird, gehört zu den vorzüg-
lichsten Sorten. Mineralien liefert die Halbinsel nicht viel. Weltberühmt
ist jedoch der carrarifche Marmar, welcher bei der Stadt Carrara im
Herzogthum Modeua gebrochen wird. An Mineralquellen ist kein Mangel,
wohl aber an edlen und unedlen Metallen. Die Insel Elba hat ihren