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reich, muthig, treu, lieben Kunst und Wissenschaft, haben
die besten Schulen; in keinem Lande ist der Volksschuluu-
terricht so allgemein verbreitet, als in Deutschland, während
für die höhere Bildung durch Universitäten, Gymnasien,
Realschulen rc., hinreichend gesorgt ist. Deutschland hat
seine Helden, große Dichter, Gelehrte und Denker, Musiker,
Maler und Bildhauer. — Der Süddeutsche oder Ober¬
deutsche ist vorherrschend ruhiger, gemüthlicher, hat Vor¬
liebe für Kunst und Wissenschaft; der Nord- oder Nie¬
derdeutsche ist gewandter, thatkräftiger, liebt mehr die
Wissenschaft, als die Kunst.
Geschichtliches. Seit der Berührung mit den Römern wurden
die alten Deutschen geschichtlich bekannt. Im Jahre 9 nach Christi
Geburt wurde durch Hermann, dem Cheruskerfürsten, der immer
weiter nach Deutschland sich ausbreitenden Herrschaft der Römer
durch den Sieg im Teutoburger Walde ein Damm gesetzt. Illach
der großen, hauptsächlich Deutschland überfluthenden Völkerwande¬
rung (375—450) wurde es ein Theil des Frankenreiches, das unter
Karl d. Gr. (800) seine höchste Blüthe erreichte. Durch den Ver¬
trag von Verdlln (Werdöng) 843 wurde Karls des Großen Reich
getheilt und es entstand ein eigenes deutsches Reich unter eig¬
nen deutschen Königen, die sich meistens auch als römische Kaiser
krönen ließen Die Nachfolger Karls des Gr., die Karolinger,
beherrschten Deutschland bis 911. Darnach wurde Deutschland ein
Wahlreich, im 14. Jahrhundert wurde die Wahl des deutschen
Kaisers, den sieben (später 9) Kurfürsten übertragen. Neben dem
Kaiser regierten noch in Deutschland gegen 300 weltliche und geist¬
liche Fürsten, die es sich angelegen sein ließen, ihre Macht zu ver¬
größern, die des Kaisers immer mehr zu schwächen. Viele Städte
standen unmittelbar unter dem Kaiser und hießen freie Reichs¬
städte. Von 919-1024 regierten über Deutschland die sächsischen
Kaiser, unter ihnen Heinrich I. (919—930) der Städteerbauer und
Ungarnbesieger; Otto 1, (936—973) der die Ungarn bei Augsburg
schlägt und Italien erwirbt; — von 1024—1125> die fränki¬
schen Kaiser (Heinrich IV. und der Papst Gregor VII. 1077, Be¬
ginn der Kreuzzüge 1096s; — 1138—1254 Kaiser aus dem
Hause der Hohenstaufen. (Friedrich I., Römerzüge, Kreuzzug,
1152—1190; Friedrich II. 1215—1250, Streit mit den Päpsten);
— 1273 — 1347 Kaiser aus verschiedenen Häusern, dar¬
unter besonders bemerkenswerth Rudolph von Habsburg 1273—1291,
der durch die Zerstörung der Raubburgen eine bessere Ordnung
im Reiche herstellte; 1347 — 1437 die luxemburgischen
Kaiser; — 1438 — 1806 die Habsbur gischen Kais e r.
Max I. (1493—1519) theilte Deutschland in 10 Kreise: nieder¬
sächsischer, obersächsischer, fränkischer, westphülischer, oberrheinischer,
niederrheinischer, burgundischer (Holland und Belgien), schwäbi¬
scher. bayrischer und österreichischer Kreis. Unter Karl V.
(1519—1556), die von Wittenberg ausgehende Reformation, die