Full text: Deutschlands Kolonieen

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und ließ sich überall huldigen; seine Verbündeten, die Sachsen, fielen in Böhmen 
ein und eroberten Prag. In dieser Not wandte sich der Kaiser wieder an 
Wallenstein, der mit königlicher Pracht auf seinen Gütern lebte. Erst auf 
mehrfaches Bitten des Kaisers ließ sich Wallenstein bereit finden, ein Heer 
anzuwerben. Kaum wurde in Deutschland bekannt, daß der „Friedländer" 
Soldaten brauche, strömten von allen Seiten Beutelustige herbei, und bald 
standen 40 000 Mann unter den Waffen. Nun sollte Wallenstein auch den 
Oberbefehl übernehmen; dies that er aber erst, nachdem der Kaiser lange ge¬ 
beten und in sehr harte Bedingungen eingewilligt hatte. Gustav Adolf war 
inzwischen nach Bayern vorgerückt. Wallenstein zog ebenfalls dahin und nahm 
ein festes Lager bei Nürnberg ein. Elf Wochen standen das kaiserliche und 
das schwedische Heer einander gegenüber; endlich versuchten die Schweden einen 
Sturm, wurden aber mit großen Verlusten zurückgeschlagen. Nun rückte 
Wallenstein nach Sachsen vor, dessen Kurfürst mit Gustav Adolf verbündet 
war. Der König kam herbei, um den Sachsen zu helfen, und bei Lützen 
kam es 1 63 2 zur Schlacht. Hier siegten zwar die Schweden, allein Gustav 
Adolf fand den Tod. 
Wallenlleins Ende. Nach dem Tode Gustav Adolfs setzte sein Reichs¬ 
kanzler den Krieg fort, Wallenstein aber that sehr wenig gegen die Schweden. 
Man vermutet, daß er mit ihnen Frieden schließen wollte, um dann auch den 
Kaiser zum Frieden zu zwingen und von diesem die Krone Böhmens zu er¬ 
halten. Der Kaiser jedoch erhielt Nachricht, daß Wallenstein mit seinen Feinden 
in Unterhandlungen stehe; auch wurde ihm hinterbracht, daß Wallenstein die 
Soldaten vom Kaiser abwendig zu machen suche — was aber nicht der Wahr¬ 
heit gemäß war. Daher sprach der Kaiser die Absetzung Wallensteins aus. 
Dieser begab sich nach Eger, wo er von einem Offizier ermordet wurde. 
Wallenstein war ein Mann von großen Eigenschaften, allein sein ungemessener 
Ehrgeiz gereichte ihm zum Verderben. 
5. Der schwedr(ch-fra»i;ösische Krieg (1635-1648). Nach Wallen¬ 
steins Tode übernahm Ferdinand, der Sohn des Kaisers, den Oberbefehl und be¬ 
siegte die Schweden vollständig in der Schlacht bei Nördlingen 1634. Jetzt wollten 
die Schweden Frieden schließen, und Deutschland hätte vor weiterer Verwüstung ge¬ 
rettet werden können; aber nun verbündeten sich die Franzosen mit den Schweden, 
denn ihnen lag daran, die Macht des Hauses Habsburg nach Möglichkeit zu schwächen. 
Dreizehn Jahre lang noch wütete der Krieg, ganz Deutschland und die österreichi¬ 
schen Länder wurden furchtbar verwüstet. Endlich waren die kriegführenden Par¬ 
teien so geschwächt, daß alle den Frieden wünschten. 
Der westfälische Irieden. Nachdem jahrelang über den Frieden 
unterhandelt worden, wurde dieser zu Münster und Osnabrück 1648 
abgeschlossen. Er heißt der westfälische Frieden. Die Hauptbedingungen 
waren folgende: Schweden erhielt die Odermündungen und 15 Millionen 
Mark; Frankreich erhielt den Elsaß und die Bistümer Metz, Toul und 
Verdun. Viele deutsche Bistümer wurden aufgehoben und an Brandenburg, 
Mecklenburg und Hessen-Kassel verteilt. Allen christlichen Religionsparteien 
wurden gleiche Rechte gewährt, und die Protestanten behielten, was sie vor 
1624 an geistlichen Gütern inne hatten. Die Niederlande und die Schweiz, 
die schon früher von Deutschland sich getrennt hatten, wurden als unabhängige 
Staaten anerkannt. 
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