IV. Mitteldeutsches Gebirgsland.
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teilweise vulkanische Rhön (950 m) (f. Bild 18). Da beide jedoch leicht um-
gangen werden können, so ist das Gebiet ein wichtiges Verkehrsland
zwischen Nord- und Nordostdeutschland einerseits und Südwestdeutschland
anderseits geworden, obwohl die Täler der hessischen Flüsse wiegen ihrer
vielen Windungen (s. § 104) dem Verkehr immer nur auf kürzere Streckeil
natürliche Straßen bieteu.
Nach 3 hin lehnen Vogelsberg und Rhön sich an die Sandstein-
platte des waldreichen Spessarts an, der die Verbindungsbrücke Hessens
mit dem Odenwalds bildet (s. § 75).
Die Hochfläche trägt eine ganze Reihe kleinerer Erhebungen, von denen der § 101.
basaltische Hohe Meißner (zwischen der unteren Werra und Fulda, 750 m) wegen
der weiten Aussicht berühmt ist. Die Platte des rauhen und teils unfruchtbaren
Eichsfeldes bildet den hohen östlichen Rand der Werra- und Leinesenke und zu-
gleich des Hessenlandes.
Nach N folgt das in beti Tälern fruchtbare Weserbergland. Es liefert § 102.
aus seinen Bergen weithin Pflaster- und Bausteine.
Zunächst dehnt sich eine breite, annähernd quadratische Platte nordwärts aus,
durch welche die Weser sich in engem, gewundenem Tale einen Ausweg nach N bricht.
Sie heißt im 0 der Weser der Solling. Weiter nach X hin treten Bergketten
auf. Als Westrand streicht hier von 8 nach N der schmale, gleichmäßige Wall
des Eggegebirges, das nach NW als Teutoburger Wald sich bis an die
mittlere Ems fortsetzt.
Auf der rechten Weserseite streichen einander parallel die Ketten des Süntels § 103.
und des Steinkohlen führenden Deisters. Der Deister ist das nördlichste Gebirge
des Mitteldeutschen Gebirgslandes. Die Fortsetzung des Süntels, die Weser-
kette, wird von der nach N umwendenden Weser in enger Psorte, der Porta
Westsalika (s. Bild l9), durchbrochen. Am linken Ufer streicht sie in derselben
Richtung wie der Teutoburger Wald bis an die Hase. Diese niedrigen, wohl-
bewaldeten Bergketten machen, da sie sich unmittelbar aus dem Tiefland erheben,
einen stattlicheren Eindruck, als ihre geringe Erhebung erwarten läßt.
Fast das ganze Gebiet entwässert zur Weser, die im Oberlauf bis zur Quelle $ 104.
im Thüringer Walde Werra heißt. Von der Rhön erhält sie bei Münden ihren
größten Znflnß, die Fulda, die aus dem Schiefergebirge die Eder aufnimmt.
Infolge der vielen Windungen ist nur der untere Teil der Werra und der Fulda
schiffbar. Die Weser wird von Münden bis Minden von Dampfern befahren.
Das lange, nördlich gerichtete Tal der vom Eichsfeld abfließenden Leine ist ein wich-
tiger Verkehrsweg zwischen Hamburg und Frankfurt a. M.
Das Klima ist im hochgelegenen Südhessen1 rauh, auch sonst ist die Landschaft § 105.
den nördlichen Winden schutzlos preisgegeben. Trotz der ausreichenden Nieder-
schläge ist der Ackerbau im dürftigen, roten Sandsteinboden Hessens wenig
lohnend, nur in der Wetteran, der Einsenkuug zwischen Taunus und Vogelsberg,
gibt es gute Ernten, auch an Obst. Da Hessen an Bodenschätzen außer den Salz-
lagern des Werratales nur spärliche Braunkohlenfelder aufweist, so ist es vor-
wiegend ein Ackerbauland und seine Volksdichte geringer als die des
fruchtbaren (Zuckerrüben) und den Kohlenrevieren näheren Weserberglandes.
* Volksmund: „Auf der Rhön ist's % Jahr Winter und V« Jahr kalt."
E. von Seydlitz, Geographie. 1. 3