Full text: Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats ([Erg.])

Der Rhein. 7 
Zeit, wo die Römer am Nheinstrome mit ihren Legionen befestigte 
Lager und Castelle erbauten und bewohnten. Im Mittelalter war 
es eine Reichsstadt mit prächtigen Gebäuden und angesehenen Bür¬ 
gern, die ihre Freiheit zu behaupten wußten. Nicht weit von Bop- 
pard erscheint der in der Geschichte der deutschen Kaiser oft genannte 
Flecken Rhense mit seinem Königsstuhl. Hier versammelten sich 
die deutschen Kurfürsten, wenn sie einen Kaiser wählten. Der Königs¬ 
stuhl ist das Gebäude, in dem die Wahl vollzogen wurde; es ist 
achteckig und ruht auf 8 Pfeilern in der Runde und auf einem Pfei¬ 
ler in der Mitte. Die Franzosen, die so viel? alte Denkmäler ver¬ 
nichtet haben, hatten auch den Königsstuhl zerstört; aber in neuerer 
Zeit ist er zum Theil aus denselben Steinen wieder hergestellt worden. 
Von Rhense aus sieht man Stolzenfels, die berühmte Burg 
unseres Königs; wahrhaft königlich und stolz erhebt sie sich auf einem 
Bergkegel mit ihren hohen Mauern, Zinnen und Thürmen, von denen 
schwarz und weiß die Fahnen wehen. Die Gemächer sind mit alten, 
kostbaren Möbeln, Trinkgeschirren und Waffen geschmückt; alterthümliche 
Glasgemälde füllen die Fenster. Im Rittersaale hängen kostbare Rü¬ 
stungen und Waffen von Tilly, demVerwüsterMagdeburgs,Blücher, 
dem Franzosenfeinde, Napoleon, dem Unterjocher Preußens u, a. 
Der Burg gegenüber bei Niederlahnstein mündet die Lahn 
in den Rhein. Auch sieht man weiter unten schon die Feste Ehren¬ 
breitenstein, Coblenz gegenüber; von der Mündung der Lahn 
an breitet sich die Provinz zu beiden Seiten des Rheines aus. 
3. Von Coblenz' bis Cöln. Coblenz hat eine prachtvolle 
Lage am Zusammenflüsse der Mosel mit dem Rheine; gegenüber 
erheben sich die Felsen der Feste Ehrenbrcitenstein, welche auf 
einem steilen, kegelförmigen Berge mit ihren gewaltigen Mauern liegt; 
am Fuße breitet sich das Städtchen Thalehrenbreiten stein aus. 
Eine Schiffbrücke verbindet es mit Coblenz. In dem ehemaligem 
kurfürstlichen Residenzschloffe am Rheine befindet sich die Wohnung 
des Prinzen von Preußen. Die Höhen um die Stadt sind mit 
Forts (spr. Fohrs) befestigt. Eine sehr feste Brücke, die schon über 
300 Jahre alt ist, führt über den Strom. Die Umgegend ist mit 
Fruchtfeldern und Obstbäumen reich gesegnet. Unterhalb der Mosel 
beginnt die Eifel, welche sich nach dem Rheine hin in einem äußerst 
fruchtbaren Gefilde, Maifeld genannt, abflacht. Wiesen, Getreide¬ 
felder und Baumalleen säumen die Uferstrecken ein; zwischen dem 
fruchtbaren Poden gewahrt man Schlacken, Basalt, Bims- und 
Tuffstein, welche von feuerspeienden Bergen, die in uralten Zeiten 
hier waren, herrühren. 
Auch das rechte Ufer ist flach und mit Fruchtfeldern bedeckt ; in dieser 
Ebene liegt Neuwied, dessen fürstliches Schloß und freundliche 
Häuser uns schon von fern winken; unterhalb der Stadt mündet die 
Wied in den Rhein. Von hier an treten auf beiden Seiten die 
Berge wieder ganz nahe an den Strom heran; auf dem westlichen
	        
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