6
Wie es in der Provm; Poinmern aussieht.
2. Die Gder.
Die Oder ist einer der Hauptströme Deutschlands. Sie enspringt
an dem Südostende der Sudeten, wo schon die deutsche Zunge
nicht mehr gesprochen wird. Schlesien durchfließt sie in seiner gan¬
zen Länge. Die Hauptstadt der Provinz, Breslau, liegt an ihren
Ufern. Unterhalb Glogau tritt sie in die Provinz Brandenburg
ein. Sie wird immer breiter und hat tobte Arme und Sümpfe mit
Gesträuch und Schilf neben sich; in der Niederung sind aber auch
schöne Wiesen mit weidenden Viehheerden, Fruchtfelder und Wälder,
welche sich in dem Thale hinziehen. Eine der gesegnetsten Auen ist
der Oderbruch. Das ist eine von den Hügelrändern, welche die Oder
begleiten, eingeschloffene Niederung, 2—3 Meilen breit und 7 Meilen
lang; sie reicht von L ebus bis Od erb erg. Stattliche Domänen,
Vorwerke und kleinere Gehöfte liegen in der Aue zwischen Feldern
und Wiesen zerstreut; Weidenalleen durchkreuzen sie. Ehe Friedrich
der Große diese Niederung trocken legen ließ, war sie mit Sümpfen
angefüllt und bot oft eine große Wasserfläche dar; da gab es viel
Wasservögel, Krebse und Fische; aber Getreide konnte nicht gebaut
werden, und nur wenige Hütten standen in jenen Gegenden, die jetzt
Berlin mit Weizen, Roggen und Mastvieh versorgen.
Unter den vielen Nebenflüssen der Oder ist die Warthe der größte.
Unterhalb Schwedt verläßt die Oder die Mark Brandenburg
und tritt in unsere Provinz ein. In vielen Armen strömt sie von
der Grenze der Kurmark bis Stettin zwischen Thalrändern, die
300—400 Fuß hoch aufsteigen; unter ihnen sind zwei Hauptarme;
der östliche heißt bis Greifsenhagen der Kranichstrom, von da
ab die große Reglitz; sie mündet in den Damm'schen See, der
eine Erweiterung des Flusses ist, und vereinigt sich unterhalb desselben
mit dem westlichen Hauptarme. Dieser heißt die Oder; an ihr liegt
Stettin. Unterhalb des Papenwassers bildet der Strom die acht
Meilen lange und mehrere Meilen breite Wasserfläche, die das große
und kleine Haff heißt. Aus dieser erheben sich die meist hohen
Ufer der beiden schönen Inseln Wollin und Usedom. Durch drei
Mündungen fließt die Oder in die Ostsee; die östlichste ist die Die-
venow zwischen der Insel Wollin und Hinterpommern. An
ihr liegt in der Nähe des großen Hass's die Stadt Wollin, weiter
unten auf der entgegengesetzten Seite Kam min, am Kamminer Bodden
und Fritzowsee. Diese Stadt ist eine der ältesten in Pommern;
als Pommern noch zur katholischen Kirche gehörte, war sie der Sitz
des Bischofs; sie bewahrt heute noch kostbaren Kirchen- und Priester¬
schmuck in ihrer schönen Domkirche, die hohe Fenster, Pfeiler und
Spitzbogen hat. Da sieht man prachtvolle Gefäße aus Elfenbein,
Silber, vergoldetem Kupfer und Alabaster, ein Marienstandbild aus
Bernstein, reich gestickte Gewänder, siebenarmige Leuchter u. s. w.
Der andere Arm der Oder ist die Swine zwischen den beiden Inseln.