Full text: Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats ([Erg.])

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B. ©liefe in die Vergangenheit Schlesiens. 
Schlesien unter Polen. 
(Bis zum Jahre 1103.) 
1. Schlesien ^ur Leit des Keidcnthunis. 
Vor ungefähr 1000 Jahren sah es in unserm Schlesien gar an¬ 
ders aus, als heut zu Tage. Da wohnten hier wie in den angren¬ 
zenden Ländern heidnische Völker, die man mit dem gemeinsamen 
Namen Slaven benannte. Der Zobtenberg und der Annaberg bei 
Groß - Strehlitz waren den Göttern besonders geheiligte Orte, aber 
auch überall im Lande gab es Berge, Hügel, Quellen und Bäume, 
bei denen der Slave zu seinen Götzen betete. Zu manchen Zeiten, 
besonders am längsten Tage des Jahres zündete man ihnen Freuden¬ 
feuer auf den Bergen an. Daher schreiben sich noch jetzt die Johan¬ 
nisfeuer. Ringsum war vas ganze Land von dichten Wäldern be¬ 
deckt. Da gab es vielen wilden Honig, aus welchem Meth bereitet 
wurde. Viehzucht war die Hauptbeschäftigung, Ackerbau wurde nur 
unvollkommen betrieben. Merkwürdig sind die vielen Gräber aus 
vorchristlicher Zeit, die man in Schlesien findet. Sie enthalten Urnen 
aus gebranntem Thon mit einfachen Verzierungen. Dieselben dienten 
zur Aufbewahrung der Asche verbrannter Leichen; denn die Slaven 
verbrannten ihre Todten. Neben den Urnen findet man auch Lieb- 
lingsgeräthe der Todten, die man ihnen mit in's Grab gab 
2. Die Einführung des Christcnthums. 
(965—1052, Sonntag Lätare.) • 
1. Schlesien war um diese Zeit ein Zankapfel der böhmischen 
und polnischen Herzöge. Das Land wurde mit Feuer und Schwert 
verheert, viele Gefangene und Haufen wilder Pferde wurden als 
Siegesbeute nach Böhmen geschleppt. Damals entstand die polnische 
Burg Wartha zum Schutz gegen die Einfälle der Böhmen. Endlich 
wurde Schlesien von den Polen behauptet und kam unter die Herr¬ 
schaft der Plasten. So hieß nämlich die Familie der polnischen Her¬ 
zöge von ihrem Ahnherrn Plast, der ein Landmann gewesen, aber 
zum Fürsten erhoben worden sein soll. Schon von Böhmen aus 
hatten die Schlesier das Christenthum empfangen. Noch festere Wur¬ 
zel schlug dasselbe, nachdem es auch in Polen durch Miesko I. ein¬ 
geführt worden war. Am Sonntage Lätare soll es gewesen sein, 
als im ganzen polnischen Reiche die Götzentempel niedergerissen, die 
Götzenbilder zerschlagen oder in die Sümpfe versenkt wurden. Noch 
jetzt ist dieser Sonntag durch mancherlei Gebräuche ausgezeichnet. . 
Miesko's Nachfolger, Boleslaus der Tapfere, der größeste Fürst, den i 
Schlesien / 9
	        
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