Full text: Der Olymp oder Mythologie der Griechen und Römer

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II. Die unteren Gottheiten. 
Mernesis, 
auch AdraKea, und uach dem Hauptorte ihrer Verehrung, 
Rhamnus in Attika, Nhamnusia genannt, die Rächerin, die 
Unentfliehbare, die Bergelterin alles Unrechtes, war 
die Göttin der Strafgerechtigkeit, daher ihr Bild neben 
den Richterstühlen aufgestellt wurde. Man dachte sich eine dunkle 
Macht, welche das Schickliche vertrat, daher auch das Betragen 
der Menschen in ihrem Glücke richtete, den Frevel bezähmte, das 
Glück der Unwürdigen herabsetzte, jedes Unrecht an dem Urheber 
rächte, und so alles im Gleichgewichte erhielt. Indem man diese 
Idee personifizierte, stellte man die so gebildete Göttin der Straf¬ 
gerechtigkeit, unter der Benennung Nemesis, als eine gedanken¬ 
volle, sinnende und schöne Frau vou königlichem Ansehen, mit 
einer Stirnbinde oder Krone geschmückt, oder auch geflügelt, 
oder auf einem Wagen von Greifen gezogen, dar, und gab ihr 
verschiedene Attribute, z. B. ein Rad, als Symbol der Schnelligkeit, 
mit der sie ihre Strafen vollzieht, oder eine Wage, eine Elle, 
einen Zaum oder ein Joch, ein Steuerruder, eine Geißel, ein 
Schwert. Alljährlich feierte man zu Athen uud zu Smyrna be¬ 
sondere Feste, Nerneseen genannt, unter öffentlichen Sühnopfern 
an Nemesis, um sich dereu Gunst zu versichern. Bei den Römern 
war sie als griechische Gottheit aufgenommen, und auf dem 
Kapitole geweiht, um die Wirkungen des Neides zu vernichten. 
Die Mythe nennnt bald den Erebos, bald den Okeanos 
ihren Vater, bald den Zeus ihren Geliebten, und Helena wird 
ihre Tochter von Zeus genannt 
Sie soll drei Dienerinnen zum Vollstrecken ihres Willens 
gehabt haben, die Dike, Pörm und Erinys (die Gerechtigkeit, 
Strafe und Rache). Schrecklich wie Nemesis dem Schuldigen 
war, erkannte man in ihrem Wirken für die Erhaltung des Gleich¬ 
gewichtes der menschlichen Schicksale sinnig die waltende Liebe, 
weshalb sie auch mit den Chariten vereinigt wurde. In Smyrna 
verehrte man mehrere Wesen der Nemesis als beflügelte Dämonen.
	        
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