Full text: Allgemeine Erdbeschreibung oder Lehrbuch der mathematischen und physikalischen und Einleitung zur politischen Geographie

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110 Zweiter Abschnitt: Physikalische Geographie. 
§. 61. Das Meerwasser. 
Die Oberfläche oder der Spiegel des Meeres ist nach 
dem allgemeinen Gesetze der Schwere, nach welchem das in 
seinem Zusammenhänge so lockere Wasser nach der Kugelgestalt 
der Erde regelmäßig abgerundet ist, in allen Meeren gleich hoch *) 
oder von dem Mirtelpunkte der Erde gleichweit entfernt, und 
das Meer würde uns, aus der Ferne gesehen, als ein einziger 
großer Wassertropfen erscheinen. Daß uns dasselbe als eine 
Ebene vorkömmt, rührt daher, weil wir nur ein sehr kleines 
Stück davon auf einmal übersehen; aber die Erscheinung, daß 
von einem sich nähernden Schiffe zuerst die Spitze, und nach 
und nach, wenn es näher kömmt, auch der untere Theil erblickt 
wird, beweist hinlänglich die kugelförmig abgerundete Gestalt 
des Meeres (Vergl. §. 10., S. 10.). 
Die Bestandtheile des Meerwassers sind ein Ge¬ 
misch von frischem Wasser und verschiedenen Mineralien, haupt¬ 
sächlich Salzen und Säuren. Der Geschmack desselben ist daher 
salzig und ekelhaft bitter, weshalb es auch weder als Ge¬ 
tränk, noch zur Zubereitung der Speisen gebraucht werden kann. 
Zwar hat man neuerlich mit Glück versucht, den Salzgehalt 
und die Bitterkeit des Meerwassers durch Destillation aus dem¬ 
selben zu entfernen; allein diese Vorkehrungen sind zu umständ¬ 
lich, und erfordern zu viele Feuerung, als daß sie im Großen 
ausgeführt und anqewendet werden könnten. 
Das Kochsalz, welches einen Hauptbestandteil des 
Meerwassers ausmacht, findet sich unter dem Äquator und an 
,den Polen demselben am meisten beigemischt. Der größere Salz¬ 
gehalt des Meerwassers unter dem Äquator rührt von der größeren 
Warme, und unter den Polen von der größeren Kälte dieser 
Gegenden her. Durch die Wärme wird nämlich die Ausdünstung 
sehr vermehrt; aber nur das süße Wasser entweicht als Dunst, und 
das Salz bleibt zurück. Durch die Kalte hingegen wird ein Theil 
des Meerwassers in Eis verwandelt; aber nur das süße Wasser ge¬ 
friert, und das Salz bleibt in der Masse des noch übrigen Wassers 
zurück, dessen Salzgehalt hierdurch vermehrt wird, und daher giebt 
*) Eine Ausnahme hiervon machen die eingeschlofsenen Meere und großen 
Meerbusen, die ein leichteres Wasser und einen etwas höheren Stand 
haben, um das Gleichgewicht gegen das schwerere Wasser des Oceans 
zu behaupten.
	        
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