Full text: Hilfsbuch beim geographischen Unterricht

Zweiter Abschn. Friedrich Wilhelm II. u. erstes Jahrzehnt Friedrich Wilhelms III. 277 
gierung und Bonaparte ein Waffenstillstand vereinbart wurde (18. April 
1797). Erst sechs Monate später kam der sog. Friede von Campo 
Formioi (im Venetianischen) zu stände. Österreich trat Belqien1797 
und die Lombardei ab. Belgien, schon seit drei Jahren im Besitze 
der Franzosen, wurde Frankreich einverleibt, aus der Lombardei und be- 
nachbarten Gebieten die Kisalpiniscke Revublik gebildet2. Zur Ent¬ 
schädigung erhielt Österreich den größten Teil der Republik Venedig, 
die nach tausendjährigem Bestände ein ruhmloses Ende nahm. Insgeheim 
vereinbarte es mit Frankreich die Abtretung des linken Rhein- 
ufers von Basel bis Andernach «vgl. Preußen). Für den Abschluß de? 
Friedens mit dem Deutschen Reiche wurde ein Kongreß 311 Rastatt 
in Aussicht genommen. 
Der Thronwechsel in Preußen. Im Jahre 1797 starb Friedrich 
Wilhelm II. Unter seiner Regierung hatte der preußische Staat bei äußerem 
Wachstum an innerer Krast eingebüßt; das Geldwesen war zerrüttet, die Pflicht- 
treue des Beamtentums erschüttert, die Sittlichkeit des Volkes untergraben. 
Friedrich Wilhelm III., der dieses Erbe antrat, erschien in vielen Beziehungen 1797 
als das gerade Gegenteil seines Vaters. Er war sittenstreng, sparsam^ 
häuslich und bürgerlich einfach. Von seiner Umgebung nahm er nur 
Rat an. ohne sich von ihr beherrschen zu lassen. Aber es fehlte ihm an Ent- 
schlossenheit, durch rechtzeitige Reformen dem drohenden Verderben vorzubeugen; 
dabei war er sehr friedliebend, ja kriegsscheu (vgl. Friedrich WUHelm I.) und 
hielt deshalb, folange er konnte, an der unheilvollen Neutralität seines Vor- 
gängers fest. 
Eine treue Stütze -hatte er an seiner Gemablin Luise von Mecklenburg- 
Strelitz. Sie war eine Frau von klarem Verstand und tiefem Gemüt, in der 
Zeit der Schmach und Erniedrigung, die nun bald hereinbrach, Preußens 
Schutzgeist. 
f) Ter Kongreß zu Rastatt (1797—1799). Zu Rastatt fanden- 
sich außer den französischen Gesandten die Vertreter der zahllosen Terri¬ 
torien des Deutschen Reiches ein. Die Franzosen führten eine hochmütige 
Sprache, um so mehr, als die deutschen Gesandten durch Kriecherei und 
Bestechungen um ihre Gunst buhlten. Schon hatte man sich darüber ge- 
einigt, daß Frankreich das linke Rheinufer dauernd erhalten und die 
1 Unterzeichnet wurde der Friede in Bonapartes Hauptquartier zu Pas- 
f e r i a n 0. 
2 Das Direktorium verwandelte die eroberten Gebiete, welche es nicht form- 
lich einverleibte, in Republiken, die eine ähnliche Verfassung wie Frankreich er- 
hielten und von diesem ganz abhängig waren. Die erste war die Batavische 
Republik (Holland); es folgten die Ligurische (Genua), die Cispadanische, 
die sich zur Cisalpinischen erweiterte, die Römische (der Kirchenstaat) und die 
Helvetische (die Schweiz).
	        
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