Contents: Geschichte des Alterthums (Theil 1)

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tische Maßregel, um solche Männer unschädlich zu machen, welche 
zu mächtig geworden waren und deshalb für die Republik gefährlich 
werden konnten. Jährlich einmal zu Anfang der sechsten Prytanie 
wurde von der Volksversammlung berathschlagt, ob der Ostracismus 
vorzunehmen sei oder nicht. War die Frage bejaht, so wurde an 
dem dazu bestimmten Tage der Marktplatz durch Schranken m 10 
Abtheilungen abgegrenzt und von dem Volke phyleuwcise mit Lcher- 
ben, aüf denen jeder den Namen dessen verzeichnete, dem er das 
Exil zudachte, abgestimmt. Die Abstimmung leiteten die 9 Archon¬ 
ten und der Rath der Fünfhundert. Die Stimmen wurden gezählt, 
und wer die meisten und nicht unter 6000 hatte, mußte innerhalb 
l0 Tagen auf 10, später auf 5 Jahre das Land meiden. Ein sol¬ 
cher Spruch galt eher für eine Auszeichnung, als für eine Strafe; 
er war mit keinem rechtlichen Nachtheil verbunden und konnte auch 
durch Volksbeschluß noch vor Ablauf der gesetzlichen Zeit wieder 
aufgehoben werden. 
Die Athener befürchteten, daß die Spartaner wegen der Ver- untermhmun. 
treibung des Kleomenes Rache nehmen und mit verstärkter Macht tañer gegen 
wiederkehren würden. Sie beschlossen deshalb ein Bündniß mit den ' cn' 
Persern zu suchen und schickten Gesandte an den persischen Satra¬ 
pen Artaphernes in Sardes. Dieser wollte den verlangten Schutz 
nur bewilligen, wenn die Gesandten im Namen ihres Staates dem 
persischen Könige Erde und Wasser, als Zeichen der Unterwerfung, 
gäben. In Erwägung der drohenden Gefahr willigten die Gesand¬ 
ten ein, die Athener aber erkannten das, was sie gethan, nicht an 
und wiesen das persische Bündniß zurück. Kleomenes hatte unter¬ 
dessen ein aus Spartanern und pelvponnesischen Bundesgenossen be¬ 
stehendes Heer zusammengebracht und die Böotier und die Bürger 
von Ehalcis auf Euböa zu einem Angriff auf das athenische Ge¬ 
biet bewogen. Er war mit seinem Heere bereits bei Eleusis ange¬ 
kommen, als die Korinthier sich weigerten, ihm als Werkzeug seiner 
Rachsucht zu dienen, und nach Hause zurückkehrten. Dasselbe that 
Demaratus, der andere spartanische König, welcher mit Kleomenes 
zerfallen war. Bald folgten auch die Pclopounesier, und Kleome¬ 
nes sah sich genöthigt, mit der kleinen ihm noch gebliebenen Schaar 
einen schimpflichen Rückzug anzutreten. Mit leichter Mühe wurden 
nun von den Athenern die Böotier und Chaleidier aus dem Lande 
geschlagen. Den Chaleidiern nahmen sie einen großen Theil ihres 
Landes weg und siedelten darauf 4000 unbemittelte Bürger an. 
Diese Erwerbung war für den athenischen Staat und sein Kriegs¬ 
wesen sehr wichtig, weil diese Ländereien Pferdeweiden entheilten 
und diese den Athenern bisher ganz gemangelt hatten. So hatte 
Athen seine Selbständigkeit behauptet und blühte immermehr empor. 
Bald drohte aber eine neue Gefahr. Kleomenes hatte die 
Spartaner bewogen, einen neuen Angriff auf Athen zu machen. 
Die Spartaner beschlossen, den Hippias wieder nach Athen zurück¬ 
zuführen, weil das delphische Orakel von den Alkmäoniden besto¬ 
chen gewesen sei, um sie zur Vertreibung des Hippias zu ermahnen. 
Die Spartaner ließen den Hippias in den Peloponnes komnien und 
beriefen Gesandte ihrer Bundesgenossen zu einem Bundesratb. Als
	        
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