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II. Physische Geographie.
fer übrigens ein Flußbett ist, desto geringer ist die Schnelligkeit des
pauses. Welch eine ungeheure Menge Wasser die Strome dem Meere
zuführen, sieht man B. daraus, daß die Wolga dem Caspischen
Meere in einer Stunde .mehr als 1000 Millionen Kubikfuß Wasser
zuschickt. Eine höchst merkwürdige Erscheinung bei den Flüssen ist die
des Mas car et (Wasserratte), die Condamine am Amazonenflusse, und
der Major Rennel am Ganges beobachtete. In Europa soll sich diese
Erscheinung besonders in der Dordogne häufig zeigen. Es erhebt sich
nämlich zuweilen mitten in dem Strome eine Welle, welche immer
größer wird, und sich mit Alles zerstörender Gewalt gegen das User
wirft, und dann wieder zerplatzt. —
In Ansehung der Größe und der Wassermasse hat Amerika die
bedeutendsten Ströme; dann folgen die Asiatischen, dann die Afrikanin
fchen, zuletzt die Europäischen und Australischen. Europa besitzt aber
die schönsten Ströme. Der Rhein ist vielleicht der romantischste Strom
auf der Erde; auch sind die Europäischen Flüsse viel schiffbarer, als z. B.
die Amerikanischen. Letztere haben besonders sehr viele Wasserfälle.
Zweiter Abschnitt.
A t m o sp h ä r e mit ihren Erscheinungen.
Die ganze Erdkugel wird von der Atmosphäre (Dunstkreis) um¬
geben, deren nähere Beschaffenheit uns erst durch die neuere Chemie
bekannter geworden ist, und in welcher sich uns eine Menge der merk¬
würdigsten Erscheinungen zeigen. Man versteht aber unter der Atmo¬
sphäre zunächst die Luft, welche unfern Erdball von allen Seiten um¬
schließt, so daß er gleichsam darin schwimmt. Durch ihren Druck, Schwere,
Elasticitat und das wechselnde Gleichgewicht, hat sie einen mit vielen
Veränderungen verbundenen Einfluß auf die Oberfläche der Erde. Zu¬
nächst um dieselbe ist die Luft am dichtesten, in einer gewissen Höhe
oder Entfernung wird sie merklich dünner, und in der äußersten Weite
am dünnsten. Man nimmt daher in der Atmosphäre selbst drei Re¬
gionen oder Luftschichten an: die nächste oder wärmste bis dahin, wo
der Schnee nicht mehr schmilzt: die zweite oder die Eisregion, von da
bis zur äußersten Grenze der Wolken, in welcher (doch nicht überall,
noch zu allen Jahreszeiten gleich) Regen, Schnee und Hagel sich bil¬
den; die dritte oder höchste, von hier bis zur äußersten Grenze der
Atmosphäre, etwa 10 — 12 Meilen hoch.
Wie erstaunlich groß der Druck der Luft auf den ganzen Erdball
sei, kann man daraus schließen: wenn man den menschlichen Körper
zu 15 Quadratfuß Oberfläche annimmt, so drückt die Luft (Atmo¬
sphäre) auf denselben mit einem Gewichte von mehr als 33,000 Pfd.
Der Mensch fühlt diesen Druck nicht, weil die Luft ihn von allen
Seiten umgiebt und von allen Punkten gleich stark drückt, ja selbst
in ihm ist. — Die Luft ist kein einfaches Element, wie man sonst
glaubte, sondern besteht aus reiner Luft, Stickluft und fixer
Luft oder Luftsaure. Die reine Luft heißt auch dephlogistisirte