Full text: Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern

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niedergebrannt. Die Stadt war von 1720 —1777 die Resi¬ 
denz der Kurfürsten von der Pfalz, welche alsdann mit Karl 
Theodor den baierischen Thron bestiegen. Hier wurden 
4782 Schillers „Räuber" zum erstenmale gespielt, und bei 
Oppersheim zeigte man das Häuschen, wo der große Dichter 
in ländlicher Abgeschiedenheit an seinem „Fiesco" arbeitete. 
Hier wurde Kotzebue von dem Studenten Sand erstochen. 
Beide, der Gemordete wie der Mörder liegen auf dem luthe¬ 
rischen Begräbnißplatze. Etwas östlich von Mannheim am 
Anfange der Bergstraße und am Eingänge in das reizende, 
schöne ^Neckarthal liegt in reicher, üppiger Natur das freund¬ 
liche Heidelberg mit 14,000 Einw. Die ganze Gegend 
hat einen ergreifenden Charakter (S. 156). Kühne Berge 
mit herrlichem Laubholz, malerische Felsen, der schöne grün¬ 
liche Neckar, die herrliche Brücke und die noch herrlichere 
Burgruine entzücken. Es ist eine alte (seit 1386), berühmte 
und vielbesuchte protestantische Universitätsstadt, an welcher 
Männer wie Schlosser, Paulus (f 1851), Hundesha¬ 
gen, Rot.h e, Ullmann u. A. lehrten. Das Universitäts- 
gebäude enthält eine reiche Bibliothek, die 1622 zwar nach 
Rom wanderte, 1817 aber zum Theil zurückgeliefert wurde. 
Gerade über der Stadt liegen auf einem Berge auf dem 
durch die Sage bekannten „Iettahügel" die prächtigen 
Ruinen des kurfürstlichen Residenzschlosses, was durch die 
Franzosen unter Melac (1689) und durch den Blitz (1764) 
verwüstet wurde. Die alten Kurfürsten von der Pfalz hatten 
hier ihren Sitz, ehe sie Mannheim zur Residenz wählten. 
Daselbst residirte auch Friedrich d. Siegreiche (-j-1477), 
Kurfürst und Pfalzgraf am Rhein, welcher bei Fried richs- 
selde 1462 einen Sieg erfocht und die Gefangenen nach Hei¬ 
delberg abführte. Davon erzählt das Gedicht von G. Schwab 
„das Mahl zu Heidelberg." 
Von Wirtemberg und Baden Mit Gram von seinem Schlosse 
Die Herren zogen aus. Sieht es der Pfälzer Fritz; 
Von Metz des Bischofs Gnaden Heißt springen auf die Rosse 
Vergaß das Gotteshaus; Zwei Mann auf einen Sitz. 
Sie zogen aus, zu kriegen Vom Hügel sieht man prangen 
Wohl in die Pfalz am Rhein, Das Heidelberger schloß, 
Sie sahen da sie liegen Dorthin führt er gefangen 
Zin Sommersonnenschein. Die Fürsten sammt dein Ttoß u. s. w. 
Die von Epheu umsponnenen und von Gartenanlagen einge¬ 
hegten Ruinen gehören wohl zu den prachtvollsten Deutsch¬ 
lands. Hier muß man Matthissons gedichtete Elegie 
„das alte Bergschloß" lesen. Daselbst wird noch in dem 
Keller das große und berühmte „Heidelberger Faß" gezeigt. 
Ueber diesen Ruinen erhebt sich der 1700' hohe Königs- 
oder Kaiser stuhl, von dessen Thurme aus man sich einer 
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