Full text: Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern

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Da die Nachfolger von Eberhard dem Grer'ner sich nicht wie 
andere deutsche Fürstenhäuser in Linien spalteten und ihre 
Macht nach dem Münsing er Vertrage zusammenhielten, so 
erhob der Kaiser Max I. 1495 die Grafschaft zum Herzog- 
thume. Demnach nannte sich der Graf Eberhard V. (ch 1496) 
//Herzog Eberhard im Bart 1." 
Eberhard, der mit dem Barte, Doch ein Kleinod hält's verborgen: 
Wirtembergs geliebter Herr, — Daß in Wäldern noch so groß. 
Sprach: „Mein Land hat keine Städte, Ich mein Haupt kann kühnlich legen 
Trägt nicht Berge silberschwer. Jedem Unterthan' in Schooß." 
Und es rief der Herr von Sachsen, 
Der von Baiern, der vom Rhein: 
' „Graf im Bart! Ihr seid der Reichste, 
Euer Land trägt Edelstein." 
Er war ein Fürst, von dem Kaiser Max I. auf seinem Grabe 
sagte: „Hier ruht ein Fürst, klug und tugendhaft, wie kei¬ 
ner im Reiche; sein Rath hat mir oft genützt." Unter den 
nachfolgenden Herzogen steht der Herzog Christoph (1550 
bis 1568) in dem Buche der Geschichte im rühmlichsten An¬ 
denken. Er war in der Schule des Unglücks erzogen. 
Der Knabe, Christoph heißt er, 
Ein Prinz von Wirtemberg! 
Dem ward als Erbe von oben. 
Des Vaters Muth bescheert; 
Die Deniuth hat Der droben 
Durch's Elend ihn gelehrt." 
Besonders wirkte er unter der Leitung von Andre und 
Brenz für die Reformation. Seine Verfassung des Landes 
überdauerte die Schreckenszeit des 30jährigen Krieges, wo 
Schwaben gar sehr heimgesucht wurde. Der Herzog Frie¬ 
drich II. aber (v. 1797— 1816) vernichtete die ständischen 
Rechte. Seit 1803 zum Kurfürsten, seit 1806 von Napoleon 
zum Könige erhoben, regierte er sein vielfach vergrößertes 
Land unumschränkt. Und so sind die Herzöge WirtembergS 
die Könige Schwabens geworden. Unter seinem Sohne aber, 
dem jetzigen Könige Wilhelm I., wurde 1819 eine neue 
Verfassung festgestellt und die rechtlose Zeit „des Rhein¬ 
bundes" wieder verschmerzt. 
Während 1789 das wirtembergische Gebiet etwa 150 
ssJ Meilen begriff, so enthält es jetzt 360 fD Meilen mit fast 
2 Mill. Einw., wovon ^ Katholiken und f Protestanten sind. 
Das Klima ist im Ganzen mild und gesund, das Land ist 
von der Natur gesegnet. Es zerfällt in das sogenannte 
Unter- und Oberland, oder nach der „Stuttgarter Wein¬ 
steige", in das Land „ob der Steig" und „unter der Steig." 
Es ist ein Wein- und Acker-, kein Fabrik-Land. Der 
Schwarz wald mit seinen schwarzen Tannen berührt Wir- 
tcmberg, die rauhe Alp (S. 139) mit ihren Laubholz-
	        
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