323
Zn der Nähe des ruthenischen Thores hält die Festung Mun-
kacs, in der Nähe des deutschen Thores die wichtigste Fe¬
stung des Landes Komorn, und beim Südthore die Festung
Peterwardein die Wache.
Das Land ist fruchtbar, bringt viel Getreide und ge¬
schätzten Wein hervor, Obst in Menge und Tabak. Auch an
Pferden, Rindern und Schweinen ist das Land reich. Die
verrufenen und räuberischen „Kanaß" (Schweinehirten), so¬
wie die schon friedlichern „Gulgas" (Rinderhirten) bleiben
Jahr aus Jahr ein mit ihren Heerden ohne Obdach.^ Die
Einen leben in Wäldern, wo ihre Heerden reichliche Eichel¬
mast finden, die Andern durchziehen die weiten Ebenen.
Nach der politischen Eintheilung zerfällt Ungarn in Ge-
spannschaften oder Comitate und Districte, nach der na¬
türlichen in Ober- und Nieder-Ungarn. An der westlichen
Eingangspforte liegt am linken Donauufer in lieblicher Ge¬
gend das schöngebaute Presburg mit 40,000 Einw., die
frühere Hauptstadt Ungarns. Noch wird daselbst der Reichs¬
tag gehalten und der König gekrönt. Hier war es, wo Ma¬
ria Theresia mit ihrem kleinen Joseph sich in die Arme der
Magnaten warf. Hart an der Donau liegt der Königs¬
hügel, auf welchen der neugekrönte König in ungarischer
Tracht reitet und nach allen vier Weltgegenden das heilige
Stephans-Schwert zum Zeichen schwingt, daß er daS Land
in Besitz nehmen und gegen die ganze Welt vertheidigen wolle.
Von dem königlichen Schlosse, was sonst auf dem letzten
Ausläufer der kleinen Karpathen stand, geben seit 1809, wo
es verbrannt wurde, nur noch Ruinen Kunde, welche die
Spitze des Schloßberges krönen. Daselbst genießt man eine
reizende Aussicht über die Ebene von Ober-Ungarn. Bekannt
ist der Frieden von Presburg, welcher 1805 zwischen Frank¬
reich und Oestreich geschlossen wurde. Unterhalb theilt sich
der Strom, bildet die große, fruchtbare Insel Schütt, und
vereinigt sich wieder bei Komorn, dem stärksten Platze im
Lande, welcher sich im Aufstande 1849 am längsten gegen die
Oestreicher gehalten hat. Von Gran a. d. Donau mit gro߬
artiger Domkirche, der Mündung der Gran gegenüber, führt
der erste Erzbischof Ungarns seinen Titel. Im ungarischen
Erzgebirge, in der Tatra' liegen die sehr wichtigen Bergstädte
Neusohl, Schemnitz und Kremnitz mit reichen Gold- und
Silberbergwerken. Bekannt sind die „Kremnitzer Dukaten."
Die Hüttenverwalter und Bergknappen in diesen Bergwerken
sind meist Deutsche. In der Tatra liegt das alte Berg¬
schloß Zips, Geburtsort von Johann v. Zapolya. In der
Ebene von Nieder-Ungarn liegen Ofen (magyarisch Bu-
da) und Pesth (magyarisch Leipzig) einander gegenüber.
21 *