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feine Kunst, und der alte Häuptling begann: „Ich erkenne, Fremder, wenn
mich nicht deine Gebärde täuscht, du bist nicht unkundig des Sprunges
auch über sechs Rosse, den sie Königssprung nennen, und der nicht in
jedem Menschenalter einem Helden gelingt. Ich sah ihn einmal, da ich
jung war, mein Volk niemals." Und er rief laut: „Führt das sechste
Roß heran!" Da erhob sich im Kreise Gemurmel, und die Entfernten
drängten näher herzn, während die Jünglinge eilten, das Roß zu stellen.
Ingo trat rückwärts zum Sprunge, hob sich gewaltig in die Lust und
vollbrachte den Sprung, daß alles Volk jauchzte. Lange wogten die Zu¬
schauer durcheinander, sprachen über die Kühnheit des Fremdlings und
rühmten ihn, bis dem Wettkampfe der Männer andre Ziele gesetzt wurden.
Ingo stand fortan still neben den Häuptlingen, und niemand forderte ihn
zu neuem Streit.
9. Schon neigte sich die Sonne von ihrer Höhe, da nahte der
Sprecher dem Fürsten und lud die Gesellschaft zum Mahle. In fröh¬
licher Erwartung folgten die Männer dem Rufe; sie wandten sich im
Zuge nach dem Hofe zurück und schritten die Stufen der Halle hinauf.
Der Sprecher und der Truchseß traten ihnen vor und ordneten an den
Tafeln der Halle jeden nach Rang und Gebühr. Das war eine sorgliche
Arbeit; denn jeder begehrte den Platz, der ihm geziemte, entweder am
Tische des Häuptlings oder nahe bei ihm, lieber auf der rechten Seite
als auf der linken. Es war eine lange Reihe von Tischen, die Sitze
daran für die Vornehmen mit einer Armstütze und für die Ansehnlichen
immer noch mit hoher Lehne, für die Jüngeren ein schöner Schemel.
Schwer war's, allen mit dem Ehrensitz Genüge zu tun; aber der Sprecher
verstand sein Amt und wußte manchem seinen Platz zu loben wegen der
Nachbarn und wegen guten Überblicks über den Saal. Da alle erwartend
saßen, trat der Schenk mit den Dienern ein und trug i-n schönen Holz¬
bechern den Begrüßungstrank. Der Wirt erhob sich, trank den Gästen
gutes Heil zu, und alle standen auf und leerten die Becher. Darauf kam
der Truchseß mit seinem Stabe und hinter ihm eine lange Reihe Diener,
welche die erste Tracht auf die Tische setzten. Da ergriff jeder sein Messer,
das er an der Seite trug, und begann rüstig das Mahl. Im Anfang
war es schweigsam um die Bänke, und sie rühmten nur mit leisem Dank
die reichliche Fürsorge der Herrin. Doch die Ältesten in der Nähe des
Fürsten tauschten ernsthafte Worte; sie dachten an vergangene Taten der
Helden und lobten die Tugenden ihrer Rosse. Die andern aber horchten
essend gern auf ihr Gespräch.
10. Jetzt trat auf ein stilles Zeichen des Herrn der Sprecher vor
und rief mit lauter Stimme: „Die Schwerttänzer nahen und erbitten sich