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gärigen, mit Kaffeehäusern (Zelten) und Landhäusern. Man
genießt hier Schatten, Kühlung, reine Luft und vergißt die
arme, sandige Natur des Landes. Die Kunftstraße nach Char¬
lottenburg theilt ihn in zwei Hälften. Vor dem Hallischen
Thore ist der Belustigungsort Tivoli mit einer Aussicht über
Berlin, und oben auf dem Kreuzberge ist ein schön gearbeitetes
eisernes 60' hohes Denkmal zum Andenken an den Befreiungs¬
krieg. Oft wird von Berlin aus das Dorf Schönhausen,
das Fischerdorf Stralau, wo im August ein Volksfest,
der Stralauer Fischzug gehalten wird, oft auch Charlot-
te nburg u. s. w. besucht. Letzteres liegt an der Spree, am
westlichen Ende des Thiergartens. Im Garten des Lustschlos¬
ses daselbst findet man die Gruft, in welcher Friedrich Wil¬
helm IH. und die ihm 1810 vorangegangene Königin Luise
von Preußen aus dem Hause Meklenburg - Strelitz ruhen.
Auch der Königin geschmackvolles Denkmal ist dort von dem
Bildhauer Rauch zu sehen, welcher sie in Lebensgröße auf
dem Ruhebette liegend dargestellt hat. In der Nähe von
Berlin liegt auch Friedrichsfelde, wo 1813 der König
von Sachsen gefangen saß. Nördlich von Berlin liegt
Bernau, Geburtsort des Satyrikers Rollenhagen (geb.
1542, -f 1609).
In dem Havel- und Spreegebiete liegen ferner: Span¬
dau an der Vereinigung von ^pree und Havel, eine finstere,
unfreundliche Stadt mit einer Festung, die Berlins nächster
Schutz ist. Potsdam, eine wohlgebaute, schöne und regel¬
mäßige Stadt, die zweite Residenz/vier Meilen von Berlin,
auf drei Seiten von der Havel und Havelseeen umflossen, in
einer angenehmen von Hügeln durchzogenen Gegend. Einst ein
Fischerdorf, jetzt zählt es gegen 40,000 Einw., wovon £ fast
Militär ist. Gewöhnlicher Aufenthaltsort Friedrichs d. Gr.,
welcher in der Nähe sein Lieblingsschloß Sanssouci (Sor¬
genfrei) bewohnte. Dieses Schloß sticht mehr durch einfache
Schönheit als durch Pracht hervor, es hat eine lange Vor¬
derseite, ist aber nur ein Stockwerk hoch, sonst aber mit
Gärten und Wasserwerken umgeben. In der Garnisonkirche,
welche ein Glockenspiel hat, ruhen Friedrich Wilhelms I.
und Friedrichs d. Gr. Gebeine. Friedrich d. Gr. war 1712
geb., regierte 46 Jahre von 1740 — 1786. Er war ein Kö¬
nig von hohem Geiste, von großem Muthe und verdiente sich
wahren Ruhm. Oestlich von Potsdam liegt Teltow, be¬
kannt durch seine Rüben; eine Stunde südlicher liegt das
Dorf Großbeeren, wo am 23. Aug. 1813 die Franzosen
zurückgeschlagen wurden, als sie Berlin den Untergang droh¬
ten. Dort steht ein ähnliches Denkmal wie an der Katzbach.
(S. 31.)