Full text: Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern

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Insel Rügen und der sogenannte Weizenacker auf beiden Sei¬ 
ten der Madüe. Die weiten Küsten des Landes werden von 
den Fluthen der Ostsee bespült und die Eingriffe des Mee¬ 
res werden theils durch angeschwemmte Sandberge (Dünen), 
theils durch künstliche Teiche abgewehrt. Bewässert wird das 
Land durch die Oder in ihrem Unterlaufe mit der Jhna, sie 
theilt dasselbe in Hinter- und Vorpommern und an dieses 
schließt sich jenseits der Peene Neupommern. Auch an Kü¬ 
stenflüssen fehlt es nicht, wie links von der Oder, Ucker 
und Peene, rechts davon, Reqa, Persante, Wipper, 
Stolpe, Lupow, Leba. Die letzter» haben die Eigen¬ 
thümlichkeit, sich meist in Strand- oder Mündunysseeen zu 
ergießen. Pommern ist auch durch eine große Zahl fischrei¬ 
cher Seeen gesegnet, von denen der Dammersche und der mit 
trefflichen Muränen versehene Madüe-See zu erwähnen sind. 
Die Luft ist zwar durch die Seewinde gemäßigt, aber doch 
fast stets kühl und feucht. Pommern liefert besonders Ge¬ 
treide, was nach England ausgeführt wird, Holz und Bern¬ 
stein (Seite 15). Es ist auch reich an zahmen Vieh, beson¬ 
ders an Fischen und Gänsen. Von den letztern werden die 
Brüste geräuchert und verschickt. Die Bewohner sind meist 
Deutsche, nur im äußersten Ost-Winkel wohnen die Kassu- 
ben, ein slavisch-wendischer Stamm mit eigener Sprache, 
Kleidung und Sitte. 
Die hier regierende Hcrzogslinie ch 1637 aus und ver¬ 
tragsmäßig mußte das Land Brandenburg zufallen. Aber 
der große Kurfürst bekam im weftphälischen Frieden nur den 
schlechten Theil, den bessern erhielt Schweden. Nach und 
nach kamen aber auch die schwedischen Theile an Brandenburg, 
so auch Neupommcrn im Jahre 1814. Die wohlgebaute unv 
stark befestigte Hauptstadt Pommerns ist Stettin mit 
45,000 Einw., am linken Ufer der in vier Arme getheilten 
Oder auf und am Abhange zweier Hügel. Sie ist der Ge¬ 
burtsort von R. E. Prutz (geb. 1816). Rechts liegt auf 
einer Oderinsel die Vorstadt Lastadie, mit welcher sie durch 
zwei Brücken verbunden ist. Die Bauart ist etwas alterthüm- 
lich, die Häuser stehen mit den Giebeln nach den Straßen. Die 
Hauptstraßen sind hell und geräumig, die Umgegend ist ange¬ 
nehm durch Hügel, Wiesen und Flußinseln. Auf dem Parade¬ 
platze steht die marmorne Bildsäule Friedrichs d. Gr., verfer¬ 
tigt von dem Künstler Schadow. Die Stadt ist einer der 
wichtigsten Handelsplätze Preußens, ist durch See- und Flu߬ 
handel lebhaft. Sie selbst hat über 160 eigene Schiffe. An 
Schiffsbau und Fabriken fehlt es nicht. Große Seeschiffe aber 
kommen nicht bis dahin. Stettins Seehafen ist auf Usedom 
das Seeftädtchen Swincmünde mit 4000 Einw., welches
	        
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