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sich um das Seil wand und die Glocke zog. Voll Bestürzung hinter¬ 
brachten die Diener dem Kaiser dies Wunder. Karl aber sprach: 
Auch den Thieren muß ihr Recht wiederfahren, ging hinab, setzte sich 
auf den Richterstuhl und forderte die Schlange vor, daß sie ihre Sache 
anbringe. Dieselbe verneigte sich ehrerbietig vor dem Kaiser und führte 
denselben dann an das Ufer des Wassers, wo eine übergroße Kröte 
in dem Neste der Schlange auf deren Eiern saß. Der Kaiser unter¬ 
suchte den Streit der Thiere noch weiter, fand, daß die Schlange 
Recht hatte und verdammte die Kröte zum Feuertode. Dieses Urtheil 
wurde auch wirklich vollstreckt. Einige Tage darauf kam die Schlange 
wieder an Hof, neigt sich, wand sich auf den Tisch und hob den 
Deckel von einem darauf stehenden Becher ab. In den Becher legte 
sie aus ihrem Munde einen kostbaren Edelstein, verneigte sich wiederum 
und verschwand. 
Diesen Edelstein schenkte der Kaiser seiner Gemahlin, ohne zu 
wissen, daß der Stein eine geheime Kraft in sich hatte. Wo sich näm¬ 
lich der Stein befand, da fühlte sich der Kaiser beständig mit Liebe 
und Sehnsucht hingezogen. Als nun seine Gemahlin starb und da¬ 
mit der Stein nicht in andere Hände käme, denselben unter ihre 
Zunge gelegt hatte, da konnte sich Karl von der Leiche nicht trennen 
und führte sie viele Jahre im Sarge mit sich herum, ohne sie begraben 
zu lassen. Endlich entdeckte ein Höfling den Stein und nahm ihn zu 
sich. Sogleich wandte sich die Liebe des Kaisers zu diesem. Er ließ 
die Leiche seiner Gemahlin begraben, wollte aber außer jenem Höflinge 
Niemand um sich haben. Zuletzt wurde diesem der Stein selbst lästig, 
und er warf ihn auf dem Wege von Köln nach Frankreich in eine 
heiße Quelle. Seitdem ist der Stein nicht mehr zum Vorschein ge¬ 
kommen; aber die Quelle war von Stund an dem Kaiser so werth, 
daß er sich dort am liebsten in seinem ganzen Reiche aufhielt. De߬ 
halb grüudete er daselbst die Stadt Aachen, und baute sich einen 
Palast, wo er so oft wohnte, als es Krieg und andere Geschäfte er¬ 
laubten. 
LS. Die Provinz Schlesien. 
Schlesien wird durch die obere Hälfte des Oderthales nebst 
den dasselbe begrenzenden Gebirgen gebildet. Nur in der Nähe 
des Hauptstromes ist das Land eben, fruchtbar auch in den Thä¬ 
lern der Nebenflüsse, so dass die ärmeren Gebirgsgegenden mit 
Getraide und anderen Bedürfnissen versorgt werden können und 
doch noch zum weiteren Verkaufe übrig bleibt. Diese eine Pro¬ 
vinz ist so gross als das Königreich Hannover und übertrifft die¬ 
ses an Einwohnern fast um eine Million. Es ist also ein gut 
angebautes und bevölkertes Land, und die Einwohner zeichnen sich 
durch Thätigkeit, Geschicklichkeit und grossentheils auch durch 
Aufklärung aus. Freilich geht es den Leinwebern in dem Riesen¬ 
gebirge trotz Dem bisweilen gar traurig. Denn ihr Verdienst ist 
gering, und wenn die Fabriken etwas an Absatz verlieren und den 
Arbeitslohn herabsetzen, oder wenn der Preis der Nahrungsmittel 
steigt,, dann kommt wohl Hungersnoth über die armen Familien. 
Die Verfertiger der schönen schlesischen Leinwand und der fei- 
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