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aber stets einen runden Schatten. August Schmidt kann allerhand
Schattenspiele mit den Händen und den Fingern machen. Bald sieht es
aus wie ein Hase, bald wie ein Hund oder ein Kätzchen.
Zeichnen: Der Schatten am Morgen, Mittag und Abend.
Aufgabe: Allerhand Spaßiges vom Schatten.
28. Der Gesichtskreis.
Aus dem Schulhof und bei allen Ausflügen sahen wir uns nach allen
Seiten um, stets war unser Standpunkt und auch das, was wir sahen, der-
schieden. Bald konnten wir weit, bald weniger weit sehen, überall aber
schien es, als wenn da, wo unser Blick begrenzt war, der Himmel auf der Erde
stände. Stets aber erkannten wir, wenn wir hingingen, daß es nur so aussah.
Den Regenbogen konnten wir nie fassen, glaubten wir ihn zu haben, flugs
war er weiter weg. Wie oft sind wir vergebens hinter seinen schönen
Farben hergelaufen. Er hat uns stets genarrt.
In der Stadt konnten wir nicht weit sehen, die Häuser standen uns
immer im Wege. Aber draußen auf dem Felde sahen wir den Kirchturm
von Jsselhorst und sogar die fernen Berge. Da konnten wir uns frei nach
allen Seiten umschauen. Es sah so aus, als wenn der Himmel auf der
Erde stände wie eine große Glasglocke auf dem Käseteller. Die Linie, auf
der der Himmel auf der Erde zu stehen schien, war fast rund wie ein Kreis.
Weil dieser Kreis unsern Blick oder unser Gesicht begrenzt, nennen wir
ihn Gesichtskreis. Als wir auf Kleßmanns Höhe kletterten, haben wir
mehrere Male Halt gemacht und den Gesichtskreis betrachtet. Unten am
Fuß sahen wir nicht weit; als wir aus der halben Höhe waren, sahen wir
viel weiter. Je höher wir stiegen, desto weiter konnten wir sehen. Hoch
oben aus dem Gipse! hatten wir den weitesten Gesichtskreis. Da sahen wir
zu unsern Füßen die Heimatstadt liegen, im Norden und Nordosten die
fernen Berge, und im Osten, Süden und Westen die unendliche Ebene.
Nächstens fahren wir ins Gebirge und steigen auf die Hünenburg.
Da werden wir uns mal die weite Welt ansehen!
Zeichnen: Der Regenbogen.
Aufgaben: Die Aussicht von Kleßmanns Höhe. Was der Schorn-
steinseger alles sieht!
Anschlußstoff: Eichendorff: Wem Gott will rechte Gunst erweisen.
S. 161.
29. Wetterbeobachtungen bei den Ausflügen.
Wir achteten auf Sonnenschein und Schatten, auf Wärme und Kälte,
auf Wolken uud Winde in den Straßen der Stadt, auf freiem Felde, in
Wiese und Wald, in Tal und Höhe. Wir erkannten: Im Sonnenschein ist
es warm, im Schatten kühl. An den Straßenecken und freien Plätzen
weht der Wind scharf und heftig. In den engen, krummen Straßen kann
er uicht so stark wehen. Darum ist es an den Ecken und freien Plätzen bei
windigem Wetter kalt, in den engen und krummen Straßen viel wärmer.
Auf freiem Felde packt uns der Wind gründlich, im Walde sind wir vor